Für jeden Menschen einen Baum

Bis zur internationalen Gartenausstellung 2027 erhält die Metropole Ruhr fünf Millionen neue Bäume. Die Aktionist eines der Projekte, mit denen sich das Ruhrgebiet zu einer nachhaltig grünen Industrieregion entwickeln will.

Das Ruhrgebiet wird um fünf Millionen Bäume grüner. Die Pflanzaktion will der Regionalverband Ruhr (RVR) bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) abschließen. Die Aktion, die auf einen Ende 2019 gefassten Beschluss des Ruhrparlaments zurückgeht, bedeutet für die rund fünf Millionen Einwohner*innen der Metropole Ruhr einen Baum pro Kopf. Der Verband und sein Eigenbetrieb RVR Grün wollen damit einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten und die mehr als 100-jährige Tradition des Naturschutzes in der Region fortführen.

Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion

"Das Ruhrgebiet soll die grünste Industrieregion Europas werden", sagt RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel. Die fünf Millionen neuen Bäume seien dazu ein wichtiger Beitrag. "Die Wälder erbringen so vielfältige Leistungen - sie produzieren Rohstoffe, schützen das Trinkwasser, binden Kohlenstoff, dienen der Erholung und fördern die biologische Vielfalt:" Es gehöre zum Selbstverständnis des RVR, verantwortungsvoll mit den Wäldern umzugehen und sie nachhaltig weiterzuentwickeln. Bei der Pflanzungsaktion sollen vor allem heimische Arten wie Buchen und Eichen eingesetzt werden, aber auch Baumarten wie Roteiche, Küstentanne und Douglasie, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen.

Im Ruhrgebiet gibt es 87 Naturschutzgebiete

Schon als 1920 der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) gegründet wurde, der Vorläufer des heutigen RVR, war eine seiner Aufgaben, Wälder und andere Grünflächen in der dicht besiedelten Region zu erhalten. Das Ziel wurde erreicht, 20 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets sind heute Waldgebiete und viele der damals geplanten Grünflächen zwischen den Städten des Ruhrgebiets dienen den Menschen heute noch als Naherholungsgebiete. Waldgebiete wie die Haard im Kreis Recklinghausen, die Kirchheller Heide in Bottrop oder der Landschaftspark Emscherbruch in Gelsenkirchen erhalten im Rahmen des Projekts neue Bäume. Gepflanzt werden sie vom RVR Ruhr Grün als Dienstleister für die Grünflächen der Metropole. Er betreut unter anderem 87 Naturschutzgebiete, darunter die Bislicher Insel, die neben vielen Tier- und Pflanzenarten auch dem Seeadler eine Heimat bietet.

Auch die Bevölkerung pflanzt mit

"Wir pflanzen ja sonst auch Bäume nach, aber die Aktion hat für zusätzliche Dynamik gesorgt", sagt Thomas Kämmerling, Betriebsleiter bei RVR Ruhr Grün. Rund 1,9 Millionen der neuen Bäume seien bereits gepflanzt oder durch Naturverjüngung herangewachsen. Dabei sorgen die Förster*innen für Bedingungen, die es ermöglichen, dass Bäume natürlich nachwachsen können und zum Beispiel vor Verbiss durch Wildtiere geschützt sind. Die hohe Zahl von fast zwei Millionen habe man auch aufgrund von Unterstützung aus der Bevölkerung so schnell umsetzen können. "Rund 30 Sponsoren haben das Projekt gefördert, darunter zum Beispiel ein Uhrenhersteller und eine Bäckerei. Zum Teil haben uns sogar die Mitarbeiter*innen der Betriebe beim Pflanzen unterstützt", berichtet Kämmerling. "Es freut uns natürlich, wenn sich Menschen für den Schutz des Waldes engagieren."

Halden werden begrünt, Flüsse renaturiert

Auch mit anderen Maßnahmen wird der Naturschutz in der Metropole Ruhr vorangebracht. Der Umbau des Emschersystems durch die Emschergenossenschaft (EGLV) ist bereits weit fortgeschritten. Die über Generationen als Abwasserkanal missbrauchte Emscher kann bald wieder naturnah durch das Ruhrgebiet fließen. Große Tradition hat im Ruhrgebiet auch die Umnutzung früherer Bergbau- und Industrieflächen zu Naherholungsgebieten, begrünte Halden werden heute für Spaziergänge und Mountainbike-Touren genutzt. Mit der Offensive Grüne Infrastruktur 2030 werden die bestehenden Grün- und Freiräume weiter ausgebaut und vernetzt. Dabei soll auch der Fahrradverkehr eine wichtige Rolle spielen. 1200 Kilometer Radwege gibt es bereits im Ruhrgebiet, mit dem RS 1 ist hier zudem Deutschlands längster Radschnellweg im Bau.

Neue Ideen für Wohnen und Mobilität gesucht

Einen weiteren Schub für ein grüneres Ruhrgebiet soll auch die IGA 2027 bewirken. "Die Entwicklung grüner Stadtquartiere steht im Zentrum unserer IGA-Projekte", sagt Nina Frense, Beigeordnete Umwelt beim RVR. "Wir haben den Vorteil, dass wir keine zugebaute Megacity sind, sondern ein Raum, der sich aus vielen Städten zusammensetzt und der durchzogen ist von Grünzügen." Die IGA sei ein innovativer Laborraum, der die Chance biete, neue Formen des Wohnens und der Mobilität zu zeigen. "Wir wollen mit der IGA 2027 drängende Zukunftsfragen beantworten. Dazu gehört natürlich auch der Klimawandel als globale Herausforderung. Eine wichtige Frage ist zum Beispiel: Wie können Grünzonen dabei helfen, die Hitze in den Städten erträglicher zu machen?"

Overlay schliessen