Am Berliner Platz in Essen ist die Geschichte der Stadt greifbar. Wo einst der Güterbahnhof eine Schneise zog, plätschert heute Wasser durch ein neues Wohnviertel zwischen Uni-Campus und Innenstadt. Daneben drei markante Bauten aus verschiedenen Jahrzehnten: Agentur für Arbeit, Shopping-Mall, Funke-Mediengruppe. Und gegenüber steht seit 120 Jahren wie ein stiller Beobachter des steten Wandels in der Stadt eine Backsteinhalle. Doch still war es hier eigentlich nie.

Lokomotivrahmen oder Kurbelwellen für Schiffe haben diese Halle verlassen. Denn als Mechanische Werkstatt der Krupp-Gussstahlfabrik war das Gebäude einst errichtet worden. Die AEG Kanis ließ hier später Turbinen fertigen. Um die Jahrtausendwende dann wurde die Halle modernisiert und mit einer Bühne versehen. Seither trägt sie ihren heutigen Namen: Colosseum. 16 Jahre lang wurden hier Musicals und Konzerte aufgeführt. Mit dem Ende der Musicals im Jahr 2010 bot der Ort zahlreichen Events eine Bühne: ob Kongressen oder Pressekonferenzen, Preisverleihungen oder Theateraufführungen. Doch auch damit ist seit 2020 nun Schluss.

Fotonachweis © Stage Entertainment, Peter Wieler, Diana Blinkert

Neues Kreativ-Zentrum

Bald soll hier ein Zentrum für Kreative und Start-ups entstehen, die die Zukunft der Stadt und der Region mitgestalten. Das sind die Pläne der RAG-Stiftung und des Unternehmens E.ON, die die Halle im Sommer 2020 als neue Eigentümer übernommen haben. Einer der neuen Mieter: Cusp Capital, einer der größten Venture Capital-Unternehmen Deutschlands. Sein Fond-Volumen von 300 Millionen Euro soll in Start-ups fließen, die Digitalisierung mit Nachhaltigkeit verbinden. Auf diese Weise sollen Essen und das Ruhrgebiet zum Kern der Start-up-Szene im Land werden. Wo die vergangenen 25 Jahre hochkarätige Events zu Hause waren, wird bald wieder Neues entstehen. Nur anders als noch vor 120 Jahren.