Ob beim Biobanking, in Datenökosystemen oder in der Krankenhaus-IT – mit innovativen Software-Lösungen treiben IT-Unternehmen im Ruhrgebiet die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran. Wir stellen acht Digital-Health-Player der Region vor.
Die 2008 als Spin-off der Ruhr-Universität Bochum gegründete Kairos GmbH ist heute einer der Markt- und Innovationsführer in der medizinischen Forschungs-IT. Mit der Software CentraXX stellt das Unternehmen ein Wissensportal zur Verfügung, das bevölkerungsbezogene, biomedizinische und klinische Daten zu Forschungszwecken zusammenführt. Forschende können so jederzeit auf relevante Datensätze zu Krankheitsbildern zugreifen und idealerweise neue Sinnzusammenhänge erkennen. Kairos ist der Brückenschlag von der Bioinformatik zur klinischen IT gelungen, was in der Onkologie- und Sepsis-Forschung bereits zu versorgungsrelevanten Ergebnissen für die personalisierte Medizin geführt hat.
CentraXX ist heute in 30 von 35 Universitätskliniken in Deutschland im Einsatz. Deutschlands größte Langzeitbevölkerungsstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten mit mehr als 200.000 Menschen (die "NAKO Gesundheitsstudie") stützt sich ebenso auf die Software wie drei der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Im März 2021 hat sich die Kairos GmbH mit ihren hochspezialisierten 50 Mitarbeiter*innen der IQVIA-Gruppe angeschlossen, einem führenden globalen Anbieter in der Datenanalytik.
1985 gegründet, entwickelte G Data vor fast 40 Jahren das weltweit erste Programm gegen Computerviren. Heute gehört das Unternehmen zu den führenden Anbietern von IT-Sicherheitslösungen für Privatkund*innen und Unternehmen und hat zahlreiche Auszeichnungen und Zertifizierungen erhalten. G Data treibt auch spezialisierte Sicherheitskonzepte für die Gesundheitswirtschaft voran – und gestaltet beispielsweise die IT-Sicherheit in Krankenhäusern mit. Das Ziel: Kliniken besser vor Cyberangriffen zu schützen.
So entwickelte der IT-Dienstleister in dem von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der EU geförderten Verbundprojekt "MITSicherheit.NRW" den Prototypen für einen hochspezialisierten Netzwerkscanner für die Krankenhaus-IT. Damit bildet G Data eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Digital-Health- und dem IT-Security-Cluster in der Metropole Ruhr. Das Unternehmen kooperiert auch mit dem Studiengang IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum. Mit seinen Produkten und Dienstleistungen ist G Data in mehr als 90 Ländern vertreten. Das Unternehmen hat 600 Mitarbeiter*innen, davon 470 am Firmensitz in Bochum.
Die Bochumer VISUS Health IT GmbH wurde im Jahr 2000 gegründet und hat sich seitdem mit ihrer JiveX-Software zu einem deutschlandweit führenden und international expandierenden Unternehmen im medizinischen Bild- und Datenmanagement entwickelt. Die Software-Lösungen bieten Praxen und Kliniken alle wichtigen Komponenten, die für einen optimierten Austausch von (Bild-)Daten nötig sind. Zusammen mit MedEcon Ruhr, dem regionalen Netzwerk der Gesundheitswirtschaft, und weiteren Partner*innen aus der Region gründete VISUS 2010 den Teleradiologieverbund Ruhr (heute "connectMT – Verbund für medizinische Telekooperationen") – eine schlagkräftige Gemeinschaft, die deutschlandweit aktiv ist und mithilfe telemedizinischer Konsile die flächendeckende medizinische Versorgung stärkt.
2021 ist die VISUS Health IT GmbH Teil der CompuGroup Medical (CGM) geworden. Die in Deutschland beheimatete Unternehmensgruppe zählt heute mit mehr als 200 Mitarbeiter*innen zu den international führenden Digital-Health-Playern und ist in der Metropole Ruhr mit verschiedenen Tochterunternehmen vertreten und gut vernetzt.
Die mit ihrem Hauptsitz in Essen ansässige opta data Gruppe ist die deutschlandweit bedeutendste Anbieterin für IT-basierte Abrechnung und ähnliche Services im Gesundheitswesen. Zu den nahezu 60.000 Kund*innen der Unternehmensgruppe zählen insbesondere Pflegedienste, Heilmittelerbringer und Hilfsmittelanbieter, aber auch Rettungsdienste, Rehaeinrichtungen, Hebammen, Ärzt*innen oder Krankenhäuser.
Als innovativer IT- und Kommunikationsdienstleister entwickelt opta data zunehmend integrierte IT-Lösungen, in die Abrechnungs- wie auch andere gesundheitsrelevante Daten eingehen und diese für alle Beteiligten in der multiprofessionellen Versorgungskette nutzbar machen. So baut das IT-Unternehmen eine Brücke zwischen Abrechnungs- und Versorgungsmanagement – was zum Beispiel der Versorgung chronisch kranker Menschen zugutekommt. Das 1970 gegründete Familienunternehmen wird auch heute noch von den Gründern und ihren Nachfolgern geführt und beschäftigt rund 3.000 Mitarbeiter*innen, die meisten davon am Standort Essen.
Mit mehr als 3.000 Beschäftigten und mehr als 360 Millionen Euro Jahresumsatz ist Bitmarck der größte Full-Service-Dienstleister im IT-Markt der gesetzlichen Krankenversicherung. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen betreut rund 100 gesetzliche Krankenkassen und bietet ihnen innovative IT-Lösungen für eine bestmögliche Betreuung und Versorgung ihrer Versicherten an. Die IT-Expert*innen wirken bei der Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte mit und etablieren neue Online-Services und Apps bei den Krankenkassen. Dabei setzt Bitmarck zunehmend auf sektorenübergreifende Kommunikation, um Behandlungs- und Verwaltungsdaten für wissenschaftliche und versorgende Zwecke nutzen zu können.
Das in Dortmund ansässige Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) nimmt mit seinen 120 Mitarbeiter*innen eine europäisch führende Position in der Erforschung und Entwicklung von sogenannten Datenökosystemen ein. Dabei handelt es sich um eine netzwerkartige Verknüpfung von unterschiedlichsten Datenquellen auf der einen und Datennutzungsoptionen auf der anderen Seite. Eine Schlüsselrolle bei der Datenauswertung spielen KI-basierte Mechanismen. Die europäische GAIA-X-Initiative will dafür Standards im Sinne dezentraler, vertrauenswürdiger und kollaborativer Lösungen setzen. Das ISST ist maßgeblich daran beteiligt.
Das Gesundheitswesen ist eines der bedeutendsten Felder für die Entwicklung eines derartigen Datenökosystems, was sich auch in einer starken Positionierung des Fraunhofer ISST in der nationalen Medizininformatik-Initiative zeigt. Dabei verbindet das Institut eine europäische Positionierung mit intensiven Kooperationsbeziehungen zu Digital-Health-Unternehmen und medizinischen Fakultäten an der Ruhr – wodurch Bündnisse wie die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte "Digital Health Factory Ruhr" entstehen.
Zuerst war es nur eine Vision: eine der modernsten Kliniken Europas zu sein. Dann setzte die Universitätsmedizin Essen (UME) ihre Pläne in die Tat um und führte smarte Technologien ein, die Prozesse im Krankenhaus optimieren und die Patientenversorgung verbessern. Heute gehört das Universitätsklinikum zu den "World’s Best Smart Hospitals". Ziel der konsequenten Digitalisierungsstrategie: Ärzt*innen und Pflegepersonal mithilfe digitaler Unterstützungssysteme von administrativen und patientenfernen Tätigkeiten zu entlasten und sie gezielt bei der Diagnostik und Therapieplanung zu unterstützen.
Dabei setzt die UME vor allem auf Künstliche Intelligenz (KI). Um die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Medizin wissenschaftlich zu analysieren und weiterzuentwickeln, hat die Klinik 2020 gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen das "Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin" (IKIM) gegründet. Im Projekt "SmartHospital.NRW" hat die UME mit weiteren Partner*innen der Region den "KI-Readiness-Check" entwickelt – ein kostenloses Tool, das Krankenhäuser auf ihrem Weg zum Smart Hospital unterstützt. Mehr als 10.000 Mitarbeitende versorgen in den 32 Kliniken und 24 Instituten der UME jedes Jahr etwa 300.000 Patient*innen ambulant und 70.000 stationär. Damit ist der Klinikverbund der führende Standort für Krankenversorgung, Forschung und Lehre in der Metropole Ruhr.
Das Ruhrgebiet ist seit vielen Jahrzehnten eine starke Gesundheitsregion und der Bereich "Digital Health" gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die RVR-Studie "Digital Health: Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft in der Metropole Ruhr" kommt zu dem Ergebnis, dass das Ruhrgebiet im NRW- und Bundesvergleich gut aufgestellt ist. Die Stärken der Metropole liegen demnach in einer breiten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Basis. Die Themen Gesundheit und Technik in der Forschung sind überdurchschnittlich präsent und profitieren von der räumlichen Nähe zu medizinischen Einrichtungen.
Mit einem Team von mehr als 8.500 Mitarbeiter*innen an 63 Standorten zählt die adesso Group zu den größten IT-Dienstleistungsunternehmen im deutschsprachigen Raum. Die Unternehmensgruppe bietet passgenaue IT-Lösungen für zahlreiche Branchen – auch für den Gesundheitssektor. Über 300 Health-Expert*innen entwickeln innovative Software-Produkte für Pharmaunternehmen, Arztpraxen, Apotheken, Patient*innen, Kranken- und Unfallversicherungen, Berufsgenossenschaften und Kassenärztliche Vereinigungen. Die meisten sind im Ruhrgebiet an den Standorten Essen und Dortmund tätig, aber auch in Düsseldorf, Münster und Paderborn ist digitale Healthcare-Expertise vertreten.
Um das Know-how aus Forschung und Praxis zu verbinden, beteiligt sich die adesso SE an diversen Forschungsprojekten und arbeitet eng mit Hochschulen wie der Universität Duisburg-Essen (adesso-Gründer Prof. Dr. Volker Gruhn hat dort einen Lehrstuhl für Software Engineering) und der Universität Witten/Herdecke, wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Digital-Health-Playern der Metropole Ruhr zusammen. Der Hauptsitz der adesso Group ist in Dortmund.