Europas größte Bergbaustadt ist jetzt Stadt der neuen Energien

Herten ist das gallische Dorf der Metropole Ruhr: Die Größe der knapp 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner starken Stadt spielt keine Rolle, wenn es darum geht, sich Ziele zu stecken. Gelegen im Kreis Recklinghausen zwischen Münsterland und Ruhrgebiet hat die ehemals größte Bergbaustadt Europas mit dem Wegfall der Kohleindustrie eine besonders schwere Last zu tragen. Dabei ist sie nie müde geworden und die Durchhaltekraft hat sich bezahlt gemacht: Zentrales Thema von Wirtschaft und Stadtentwicklung ist heute die klimafreundliche Energieversorgung. Mit dem Anwenderzentrum auf der ehemaligen Zeche Ewald ist die Stadt Dreh- und Angelpunkt für Wasserstofftechnologie. Auf den Zechenflächen haben sich im letzten Jahrzehnt Start-ups und ‚Big Player‘ aus der Technologie-, Logistik- und Handelsbranche angesiedelt. Daneben punktet Herten auch mit einmaligen Orten, die man in der Metropole Ruhr besucht haben muss: Von der größten Haldenlandschaft Europas bis zum historischen Ortskern „Altes Dorf Westerholt“, der eines von zwei Wasserschlössern in Herten umrahmt.

Arbeiten: Forschen an der Energie der Zukunft

Julian Klug, Geschäftsführer der Hycon GmbH, hat sein Start-up im Anwenderzentrum h2herten gegründet. Als Beratungsunternehmen in der Wasserstoffindustrie ist Hycon spezialisiert auf bedarfsoptimierte, regenerative und weitestgehend autarke Energieversorgungssysteme.

„Das Anwenderzentrum h2herten bietet zusammen mit dem h2-netzwerk-ruhr e.V. ideale Voraussetzungen, um von der Produktion über die Speicherung und den Transport bis zur konkreten Anwendung von Wasserstoff zu forschen“, beschreibt Julian Klug. Mit seinem Start-up ist er an einem Vorzeigeprojekt der Wasserstofftechnologie in Herten beteiligt: „Wir haben die hier eingesetzte Windstromelektrolyse mit einer autarken dezentralen Energieversorgung mitentwickelt – und so hoffentlich die Energieversorgung der Zukunft entscheidend mitgeprägt.“

Die Standortvorteile hat auch das japanische Technologieunternehmen Asahi Kasei erkannt und testet im Hertener Anwenderzentrum seine Elektrolyseure für den europäischen Markt.

Business: Innovation und Qualitätsprüfung unter einem Dach

Sie zählt 95.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 150 Ländern und hat mit Herten den größten Standort in Deutschland – die SGS-Gruppe ist das weltweit führende Unternehmen für das Prüfen von Proben sowie Testen und Zertifizieren von Produkten. In Herten sind gleich zwei Kompetenzzentren des SGS Instituts Fresenius angesiedelt: Im Umweltlabor untersuchen die SGS-Fachleute Luft-, Wasser- und Bodenproben, im SGS Automotive Testhouse prüfen sie KFZ-Teile.

Den ständig steigenden Qualitätsanforderungen begegnet die SGS mit innovativen Prüfmethoden. „Das Hertener Prüfinstitut hat sich vor allem deshalb so erfolgreich entwickelt, weil wir mit der Stadtverwaltung und insbesondere mit ihrer Technologieförderung eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Wir sind hier im Ruhrgebiet am richtigen Fleck“, ist Senior Division Manager Dr. Lutz Mayer überzeugt von Herten als Wirtschaftsstandort in der Metropole Ruhr.

„Wir haben hier ein optimales Umfeld für unser Personal-Recruiting. Unsere Beschäftigten haben kurze Wege und die dichte Hochschullandschaft hilft uns, Nachwuchskräfte zu finden“, sieht Mayer weitere gute Voraussetzungen für Unternehmen im Ruhrgebiet.

Leben: Kreativität trifft Gemeinschaft und Zusammenhalt

Kunst in Form von großflächigen, bunten Murals an Hauswänden und einzigartige Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern – entlang der Ewaldstraße ist ein Quartier für Kunst und Handwerk entstanden. Einmal im Jahr wird die Straße über viele hundert Meter von Kerzenschein erleuchtet, während Menschen bis in die Nacht hinein in den Läden stöbern: Das Kreativquartier im Hertener Süden ist ein gelungenes Beispiel für das Potenzial, das die Metropole Ruhr jungen Kreativen bietet. Sie ist Inbegriff ausgelassener Lebensfreunde und aktive Kreativszene zugleich.

Mit dem ART.62-Kreativzentrum für Bildungsdesign im Vest hat Herten hier eine zentrale Schnittstelle zwischen Unternehmen, Künstlern und Bildungs-, Kultur- und sozialen Einrichtungen. Geschäftsführer Denis Dougban ist überzeugt: „Wir vermitteln Lebensfreude und vor allem Selbstwertgefühl. Dadurch stärken wir Kompetenzen wie Aufmerksamkeit, Respekt und Teamarbeit  und bereiten unsere Schülerinnen und Schüler auch auf das Arbeitsleben vor.“

In Workshops, Shows und Fortbildungen vermitteln die Coaches vor allem Kindern und Jugendlichen Spaß an Bewegung, Körperbeherrschung, Taktgefühl und Sinn für Kreativität. „Die Kreativszene in Herten ist immer offen für neue Ideen und genießt sehr viel Unterstützung in der Stadtgesellschaft“, betont Denis Dougban.