Effizienter planen und bauen dank BIM

"Building Information Modeling" ist ein wichtiger Faktor für die Digitalisierung der Baubranche. Einige Ruhr-Kommunen engagieren sich gemeinsam mit Hochschulen und Unternehmen als Pioniere dieser Methode.

Faxgeräte, mit denen Gesundheitsämter wichtige Daten austauschen, erlangten in der Coronapandemie traurige Berühmtheit. Doch längst nicht alle Behörden arbeiten noch mit der Technik vergangener Jahrzehnte. Beim Projekt BIM.Ruhr kooperieren mehrere Kommunalverwaltungen des mittleren Ruhrgebiets mit Hochschulen und Bauunternehmen, um die Digitalisierung im Baubereich voranzubringen.

Beim „Building Information Modeling“ (BIM) werden Bauwerke und ihre Ausstattung in digitalen Modellen erfasst und visualisiert. In diesem intelligenten Modell lassen sich Daten aus unterschiedlichen Bereichen integrieren, mit denen an dem Objekt über den gesamten Lebenszyklus hinweg gearbeitet werden kann – von der Planung über den Entwurf bis hin zum Bau und Betrieb. „Mit dem Projekt wollen der Kreis Recklinghausen und die Städte Bochum und Herne den Einstieg in diese zukunftsorientierte Arbeitsweise fördern“, sagt Annika Zimmermann von BIM.Ruhr.

Am Projekt beteiligt sind auch die Universität Duisburg-Essen und die Hochschule Bochum. Kleine und mittelgroße Bauunternehmen (KMU) partizipieren über ein Innovationsnetzwerk. Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Viele Unternehmen und Behörden scheuen Aufwand und Kosten

Building Information Modeling (BIM) ist ein wichtiger Aspekt bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette in der Baubranche. Sind Gebäude erst einmal mit ihrer gesamten technischen Ausstattung digital erfasst, lassen sich im Betrieb, bei Umnutzung oder Sanierung Kosten und Ressourcen in erheblichem Umfang einsparen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat bereits das Motto „Erst digital, dann real bauen“ ausgegeben. Doch noch wird BIM nicht flächendeckend genutzt.

BIM macht hohe Anfangsinvestitionen erforderlich, die sich erst langfristig bezahlt machen. Daher scheuen manche Behörden und Unternehmen den Einstieg. Eine Umfrage im Rahmen des BIM.Ruhr Projektes ergab: 92 Prozent der befragten KMU kennen bereits die digitale Arbeitsmethode BIM, doch weniger als die Hälfte wendet die BIM-Methode schon aktiv an.

Oft mangelt es an Fachkräften

Auch viele Baubehörden in ganz Deutschland benutzen BIM noch nicht. „Das liegt oft an fehlenden Kapazitäten“, sagt Professor Dr.-Ing. Dirk Eling vom BIM Institut der Hochschule Bochum, einem der wissenschaftlichen Partner des Projekts. „Die Behörden sind fachlich oft dünn besetzt, Mitarbeiter*innen müssen für Building Information Modeling geschult oder neu eingestellt werden.“ Doch Ressourcen und Fachkräfte sind rar.

Zwar stellen sich die Hochschulen dem Thema und bilden neue BIM-Expert*innen aus, wie etwa das Bochumer BIM Institut, doch noch kann die Nachfrage nicht gedeckt werden. „Wichtig ist, dass sich Kommunen und Behörden dem Thema stellen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Projekte umsetzen“, betont Eling. „Denn Building Information Modeling gehört die Zukunft im Bau.“

Building Information Modeling gehört die Zukunft im Bau.
Prof. Dr. Dirk Eling vom BIM Institut der Hochschule Bochum

Im Projekt entstehen Best-Practice-Beispiele

Ein wichtiges Ziel des Projektes sei es, Best-Practice-Beispiele zu entwickeln, um die Vorzüge der BIM-Methode für Unternehmen und Behörden greifbar zu machen. Zudem soll ein BIM-Leitfaden für Kommunen entwickelt werden. Langfristig wollen die Beteiligten Anstöße geben, um der gesamten Baubranche im Zentrum der Metropole Ruhr zu mehr Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen. Dies geschieht auch durch ein Innovationsnetzwerk, in dem sich Akteur*innen von Bauwirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung engagieren. Im Rahmen des Projektes werden zunächst drei Pilotvorhaben mit der BIM-Methode begleitet: Eine Brückensanierung in Marl, ein Brücken-Ersatzneubau in Herne und der Umbau der Aula einer Berufsschule in Bochum.

Behörden und Unternehmen profitieren

Das Herner Bauunternehmen Heitkamp UG gehört zu den beteiligten Firmen. „Das Projekt führt zu einem nützlichen Austausch von Behörden und Unternehmen, von dem beide Seiten profitieren“, sagt Thorsten Balder, Technischer Geschäftsführer von Heitkamp.

Auf Bundesebene werde die BIM-Methode bereits bei vielen Ausschreibungen vorausgesetzt. „Die Kommunen werden da bald nachziehen“, ist Balder überzeugt. Daher sei es sinnvoll, jetzt schon in Projekten Handreichungen zu entwickeln, an denen sich beide Seiten orientieren könnten. Die Kooperation sei für sein Unternehmen aber auch in anderer Hinsicht nützlich, sagt Balder: „Durch die Einbindung der Hochschulen kommen wir in Kontakt zu jungen Leuten, die auf dem neuesten Wissenstand sind. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine gute Sache.“

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