Artjom Maljusch arbeitet als Project Manager bei Evonik in der Innovationseinheit Creavis an einer Membran zur Produktion von grünem Wasserstoff – einer von vielen Zukunftsjobs in der Metropole Ruhr. Vier kurze Fragen und Antworten zu seinem Beruf.
Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende und ich trage dazu bei, dass sich diese Hoffnung auch erfüllt. Ganz konkret arbeiten wir an einem Bauteil für AEM-Elektrolyseure, also Anlagen, in denen Wasserstoff durch Spaltung von Wasser erzeugt wird. Wir entwickeln eine Anionen leitende Membran, die eine effizientere Erzeugung von Wasserstoff möglich machen wird. Das heißt: mit unserer Membran wird man die gleiche Menge an Wasserstoff mit weniger elektrischer Energie erzeugen und benötigt hierfür zugleich keine Katalysatoren aus teuren und seltenen Edelmetallen wie Platinum und Iridium. So sollen die Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff sinken.
Man kann sich die Membran im Prinzip wie eine dünne Kunststofffolie vorstellen, die etwa doppelt so dick ist wie das menschliche Haar. Sie muss einerseits Anionen durchlassen, aber gleichzeitig für Gasmoleküle wie Wasserstoff und Sauerstoff dicht sein. Dabei muss sie hohem Druck und hohen Temperaturen standhalten. Das ist eine sehr anspruchsvolle Technologie. Genau solch eine Membran fehlte bislang auf dem Markt. Unsere Partner-Unternehmen auf der ganzen Welt testen sie aktuell.
Mich freut es sehr, dass unsere Entwicklungsarbeit einen doppelten Mehrwert hat: ein wichtiger Rohstoff und Energieträger lässt sich effizient und günstig herstellen – und das sogar CO2-frei, wenn zur Elektrolyse Strom aus erneuerbaren Energiequellen genutzt wird. Die Themen „CO2-Ausstoß“ und „Klimaerwärmung“ spielen für mich eine bedeutende Rolle. Und es ist ein gutes Gefühl, dass ich durch meine Arbeit dazu beitragen kann, den CO2-Ausstoß zu verringern.
Ich komme ursprünglich aus Belarus. Dort habe ich einen Bachelor-Studiengang in Chemie abgeschlossen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Ruhr-Universität Bochum habe ich den Masterabschluss und anschließend die Promotion mit dem Schwerpunkt Elektrochemie erfolgreich absolviert. Erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit industriellen Partnern konnte ich als Senior Scientist am Zentrum für Elektrochemie in Bochum sammeln. 2014 habe ich dann gewechselt, zum Spezialchemie-Unternehmen Evonik, in die Innovationseinheit Creavis in Marl.
Dr. Artjom Maljusch hat das Ruhrgebiet bei einem Auslands-Forschungssemester kennengelernt, das er im Rahmen seines Chemiestudiums in Belarus absolviert hat. An der Ruhr-Universität hat er sich in der Arbeitsgruppe von Prof. Wolfgang Schumann nicht nur von der Elektrochemie faszinieren lassen, sondern auch von Bochum und dem Ruhrgebiet. Ein Gesamtpaket, das für ihn genau das richtige war. Artjom Maljusch blieb, machte seinen Master und promovierte. In der strategischen Innovationseinheit Creavis bei Evonik treibt er mit seinem Forschungsprojekt die Energiewende voran.
Wir haben in der Creavis mehrere Kernteams, in denen viele Kolleg*innen mit unterschiedlichsten Hintergründen und auch einer bewusst großen Palette an Fachwissen zusammenkommen - von Theologie über Mathematik bis zur Chemie. Und die schauen sich gezielt Themen der Zukunft aus verschiedenen Perspektiven an. Bei Evonik steht das Thema Wasserstoff und sein Potenzial schon seit einiger Zeit im Fokus. Seit meinem Eintritt 2014 bin ich Project Manager im Team zur Entwicklung der Membran, welches immer weiter ausgebaut wird.
Am Anfang ging es mir vor allem um die fachlichen Aspekte, die Elektrochemie stand für mich im Vordergrund. Mit der Zeit habe ich aber Bochum und das Ruhrgebiet besser kennengelernt und fühle mich hier sehr wohl. Deswegen bin ich nach der Promotion auch im Ruhrgebiet geblieben. Es entstehen immer mehr Freizeitangebote. Ich wohne in Bochum und in der Nähe wurde vor kurzem ein toller Rad- und Fußweg gebaut. Da gehe ich nach der Arbeit gern ein bisschen joggen, um den Kopf frei zu bekommen und neue Ideen zu generieren.
Besonders gut gefällt mir, dass ehemalige Industriestandorte wie die Zeche Zollverein in Essen oder der Landschaftspark Duisburg rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk nicht abgerissen, sondern als Kulturerbe neu genutzt werden und die Geschichte des Ruhrgebiets erlebbar machen. Ich bin sehr technologieaffin und habe mir schon viele dieser Orte angeschaut. Sie sind faszinierend! Was damals stark war, das ist auch heute beachtlich. Ich glaube, das macht das Ruhrgebiet einzigartig. Die Region hat Vielfalt und Kraft. Und genau hier arbeite ich jetzt an einem globalen Zukunfts-Thema. Das ist ein tolles Gefühl.