Business Developer nachhaltige Werkstoffe

Tiado Pieperhoff ist CMO und Leiter des Business Developments bei Cropfiber. Er sorgt dafür, dass Flachs in Zukunft umweltschädliche Leichtbau-Materialien wie Carbon ersetzen wird – einer von vielen Zukunftsjobs in der Metropole Ruhr. Vier kurze Fragen und Antworten zu seinem Beruf. 

Du bist CMO und Business Developer bei Cropfiber. Was genau ist dabei Deine Aufgabe?

Als CMO ist meine Hauptaufgabe das Marketing. Aber ich betreibe auch das Business Development bei uns. Wir arbeiten mit einem sehr nachhaltigen Rohstoff, nämlich Flachs – ein natürlicher Werkstoff, der in vielen Bereichen umweltschädliche Materialien ersetzen kann. Flachs wächst auf Feldern und wird häufig nur zu Tierfutter oder Dämmmittel verarbeitet. Die Flachsfaser ist dabei sehr stabil und kann deswegen beispielsweise Carbon oder Glasfaser als Leichtbau-Werkstoff langfristig ersetzen. Wir haben eine aerodynamische Dachbox als Technologie- und Werkstoffträger daraus hergestellt, die bald in den Verkauf gehen wird. In der Auto- und LKW-Branche, aber auch in anderen Mobilitätssektoren und in der Windkraftbranche kann Flachs dabei zukünftig eingesetzt werden.

Ich bin bei uns dafür zuständig, neue Märkte zu finden, wo wir Flachs einsetzen und unser Know-how mit einbringen können. Aktuell arbeiten wir daran, Flachs auch für kleine Windkrafträder einzusetzen. Mit RWE haben wir zusammen ein paar Materialtests durchgeführt, die recht vielversprechend waren. Als nächstes wollen wir auch im Bereich Elektromobilität einsteigen. Mit einem Partner sind wir dabei, Zubehörteile aus Flachs herzustellen – also auch Teile, die Privatpersonen nutzen. Unser Partner ist für die Elektronik zuständig und wir für die Verkleidung der Teile aus Flachs.

Wir können also Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen dabei unterstützen, CO2-neutraler zu agieren. Anhand von CO2-Bilanzen können wir beispielsweise berechnen, wie sich der CO2-Ausstoß der Produktion verändert, wenn man das nachhaltigere Material verwendet anstatt Carbon oder Glasfaser. Denn während bei der Herstellung von Carbon im Schnitt 28 Kilogramm CO2 anfallen, sind es bei Flachs momentan nur rund fünf Kilogramm – denn Flachs bindet als Pflanze schon eine Menge davon aus der Luft. Mit Weiterentwicklungen in der Fertigung kann Flachs in Zukunft sogar eine negative CO2-Bilanz erreichen. Im Optimalfall kann man pro hergestellten Kilogramm Flachs-Material nach dem gesamten Herstellungsprozess 0,5 Kilogramm CO2 aus der Luft aufnehmen. Und somit etwas Positives für unseren Planeten tun.

Cropfiber hat mit Flachs eine Auto-Dachbox konstruiert.
Flachs ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff und kann Kunststoffe wie Carbon oder Glasfaser ersetzen.
Die Dachboxen stellt Cropfiber unter dem Produktnamen Asphaltkind her.
Auch Außenspiegel können aus Flachs bestehen.

Welche Ausbildung braucht man für Deinen Beruf?

Ganz klassisch ist es sinnvoll, wenn man ein wirtschaftliches Studium oder eine wirtschaftsbezogene Ausbildung macht, Marketing und Business Development miteinzubeziehen. Marketing ist aus meiner Sicht eine sehr gute Spezialisierung, weil es ein sehr breit gefächerter Bereich ist, aus dem man sehr viel mit mitnehmen kann – auch für andere Bereiche, die nicht direkt mit Werbung zu tun haben.

Ich habe Marketing-Management an der IU in Dortmund studiert und danach noch einige Weiterbildungen im Bereich Ressourcenmanagement und im Bereich Sustainable Development gemacht. Was bei uns bei Cropfiber keine direkte Weiterbildung aber ein spannender Sonderfall ist: Ich stehe viel im Kontakt mit unseren Ingenieuren. Da lernt man viel aus dem Ingenieurswesen, wenn man hier bei uns arbeitet. Deshalb sollte man auch ein gewisses Interesse für diesen Bereich mitbringen.

+++ Zur Person +++

Tiado Janis Pieperhoff ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben. Pieperhoff schätzt die direkte Art, die gemeinsame Liebe zum Fußball und die Haltung zur Arbeit. "Ich glaube, wenn man hier aus dieser Region kommt, kriegt man diese Arbeitsmentalität von Grund auf mitgegeben."

Seit wann gibt es Deinen Job bei Cropfiber?

Unser Start-up ist noch recht jung, wir wurden erst Mitte 2019 gegründet. In der Zeit davor hat unser Gründer und CEO die Geschäftsidee allein vorangetrieben und entwickelt. Seit es das Unternehmen Cropfiber gibt, gibt es auch meinen Job. Zu dritt sind wir dann richtig durchgestartet und sind inzwischen schon sechs Leute. Wir sind sehr gut im Bereich Simulation-Konstruktion, aber auch im Werkstoff-Ingenieurwesen aufgestellt. Aber es gibt immer wieder spezielle Bereiche, in denen wir mit Freelancern zusammenarbeiten.

Was macht das Ruhrgebiet für Dich besonders?

Wir sitzen hier am „Phoenix West”-Gelände in Dortmund. Unser Büro liegt direkt an einem alten Hochofen. Wenn man hier morgens ankommt, atmet man direkt schon diese Malocher-Mentalität ein. Man spürt praktisch, wie hart die Menschen früher gearbeitet haben für einen recht geringen Lohn. Und man sieht hier an unserem Standort, wie die Vergangenheit auf die Zukunft trifft: Einerseits steht hier dieser alte Hochofen und auf der anderen Seite sitzen wir in einem Technologie-Zentrum mit recht vielen anderen sehr innovativen Start-ups und Unternehmen.

Man sieht diese Weiterentwicklung von dieser alten, hart arbeitenden Bevölkerung hin zu diesem neuen Technologiestandort. Das stellt sehr gut dar, was das Ruhrgebiet gerade durchlebt durch diese moderne Transformation.

Klimagerechte Jobs im Ruhrgebiet

Die Metropole Ruhr ist der Ort der Zukunft. Hier, wo die Industrie die Produktion klimaneutral ausrichtet, entstehen Jobs für eine klimagerechte Zukunft. Wir stellen einige davon vor.

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