Radschnellweg für eine bessere Lebensqualität

Mit dem Radschnellweg Ruhr baut die Region Deutschlands längste Radschnellstrecke. Ein Verkehrsexperte erklärt, was das für die Metropole Ruhr bedeutet.

Die Idee ist einfach: Wer mehr Menschen motivieren möchte, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen, muss attraktive Radwege bauen. In vielen deutschen Ferienregionen ist das Radwegenetz schon gut ausgebaut und lockt Touristen an. Aber für die tägliche Fahrt zur Arbeit fehlen oft attraktive Strecken. Meist müssen sich Radfahrer*innen dem Autoverkehr unterordnen. Die Metropole Ruhr will das ändern und plant mit dem Großprojekt Radschnellweg Ruhr (RS1) von Duisburg bis Hamm eine mehr als 100 Kilometer lange Trasse quer durch die Region und will damit zum Vorreiter für Radschnellwege in Deutschland werden und einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. 

Herausforderung Verkehrswende

Die Struktur des Ruhrgebiets stellt dabei besondere Anforderungen an die Verkehrswende. Denn die vielen Zentren im Ruhrgebiet haben in der Vergangenheit jeweils eigene Nahverkehrskonzepte entwickelt, die es nun miteinander zu verbinden gilt. Zum anderen hat die Motorisierung in der Arbeiterregion Ruhrgebiet später begonnen als in anderen Gegenden. „Das Ruhrgebiet hat diese Entwicklung nachgeholt. Dadurch hat die Priorisierung des Autos vielleicht länger angehalten als in anderen Regionen.“ So erklärt es Professor Christian Holz-Rau von der TU Dortmund, Leiter des Fachgebiets Verkehrswesen und Verkehrsplanung an der Hochschule. Das sei eine Entwicklung, die sich allmählich zu ändern scheine. Schließlich gebe es dafür viele Argumente.

„Das Auto verursacht in unseren Städten viel Lärm, schädliche Emissionen und viele Verkehrsopfer. Fahrradverkehr ist leise und emissionsfrei, verursacht wenige ernsthafte Unfälle und hält auch noch fit“, sagt Holz-Rau. „Allein mit dem Fahrrad können wir den Klimawandel nicht stoppen, aber wir können viel dafür tun, die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.“

Allein mit dem Fahrrad können wir den Klimawandel nicht stoppen, aber wir können viel dafür tun, die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.
Prof. Dr. Christian Holz-Rau, Leiter Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung an der TU Dortmund

Radschnellweg Ruhr kann CO2-Ausstoß erheblich reduzieren

Wie das konkret aussehen kann, sieht man zwischen Mülheim an der Ruhr und Essen. Dort hat der Regionalverband Ruhr (RVR die Pilotstrecke des RS1 fertiggestellt. Auf mehr als zwölf Kilometern Länge führt dort der Weg teilweise über alte Bahntrassen mit mindestens vier Meter breiten Fahrbahnen, die wenig Steigung haben und gut beleuchtet sind. Mittlerweile hat der Landesbetrieb Straßen.NRW Planung und Bau des Vorzeigeprojektes übernommen.

Aufgabe des RVR bleibt es, die Grundlagen für ein flächendeckendes Radwegenetz im Ruhrgebiet zu schaffen. Im Einzugsbereich des RS1 leben 1,65 Millionen Menschen – laut Machbarkeitsstudie können die Straßen bei Fertigstellung des Projektes um täglich 50.000 Pkw-Fahrten entlastet werden. Ein Beitrag zum Klimaschutz ist das dennoch. Denn damit würden die klimaschädlichen CO2-Emissionen um jährlich 16.000 Tonnen reduzieren.

Die Strecke führt über Teile alter Bahntrassen - und wird deswegen auch Ruhrbahn genannt.
Die Fahrbahnen sind getrennt vom übrigen Verkehr - und bekommen daher auch eigene Radweg-Brücken als Überführungen.

Auftakt für regionales Radwegenetz

Die Vision geht aber noch weiter: Der RVR will ein regionales Radschnellwegenetz entwickeln, das den Radverkehr in der gesamten Metropole Ruhr attraktiver macht. Ein Teilprojekt ist der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet (RS MR), der Essen mit Bottrop und Gladbeck verbinden soll und für den bereits eine Machbarkeitsstudie vorliegt. Der Aufwand für das Radschnellwegenetz ist erheblich.

Es ist ein Generationenprojekt, das das Engagement vieler Menschen auf allen Ebenen erfordert. Doch es geht voran, wie das Beispiel der Rheinbrücke bei Neuenkamp zeigt: Dort kann der RS1 von Duisburg nach Moers verlängert werden. Das wurde erst durch die Änderung des Bundesfernstraßengesetzes möglich, die den Bau von Radwegen über Autobahnbrücken zu Lasten des Bundes ermöglicht.

Overlay schliessen