3 spannende VR-Technologien an der Uniklinik Essen

Die Universitätsmedizin Essen befindet sich auf dem Weg zum Smart Hospital. Neue Technologien sind dabei nur ein Baustein. Im Vordergrund steht das Wohl der Patient*innen. Auf welche Weise Technologien ihnen dabei nutzen können, zeigen drei Beispiele aus dem Bereich Virtual Reality (VR).

Virtual-Reality-Anwendungen sind nicht nur in der Unterhaltungsindustrie beliebt, sondern haben sich auch in vielen Bereichen der Wirtschaft durchgesetzt. In Echtzeit können etwa Produktentwickler*innen über VR-Anwendungen Gegenstände designen. Architekten und Immobilienhändler können mit virtuellen Rundgängen Räume erfahrbar machen. Auch in Krankenhäusern kommt die Technologie an. Im Betrieb der Uniklinik Essen spielt sie eine immer größere Rolle. „Wir verwenden jetzt schon in mehreren Bereichen im Klinikum VR-Anwendungen“, sagt Dr. Anke Diehl, Digital Change Managerin der Universitätsmedizin Essen (UME). Drei eindrückliche Beispiele, wie sehr die neue Technologie in der Essener Klinik angewendet wird und dort nach und nach Fuß fasst.

1. Kinder spielerisch per VR an Behandlungsmethoden gewöhnen

Wer schon mal eine Untersuchung per MRT bekommen hat, der weiß: Der Kernspintomograph ist eine Röhre, in der es sehr eng ist. Das Körperteil, das untersucht wird, muss während der Untersuchung stillgehalten werden, damit das entstehende Bild bei der Aufzeichnung nicht verwackelt. Zusätzlich dazu ist es sehr laut in der Röhre: Hämmernde, klopfende, piepsende Geräusche wechseln sich in unterschiedlichen Rhythmen ab. Eine Situation, die schon erwachsene Menschen auf die Probe stellt. „Einem Erwachsenen können Sie gut erklären, dass er da still drin liegen muss, weil die Untersuchung sonst länger dauert“, sagt die Digital Change Managerin Dr. Diehl. „Einem Kind kann man das aber nur sehr schwer erklären. Deswegen hat ein Oberarzt aus unserer Kinderklinik ein ganz tolles VR-Spiel erfunden.“

Per App und VR-Brille sollen sich die Kinder vor ihrer Untersuchung im MRT zu Hause an die besonderen Bedingungen in der Röhre gewöhnen können und Ängste abbauen. Spielerisch wird Ihnen in der App der UME zum Beispiel erklärt, was Magnetismus ist, sie können virtuell einen Magneten erkunden oder den Untersuchungsraum mit dem Kernspintomographen kennenlernen, der den Räumlichkeiten der Essener Klinik nachempfunden ist. Die Kinder selbst, ihre Eltern, Ärztinnen, Ärzte und Angestellte des Krankenhauses sind als kleine Avatare dargestellt, die Pinguinen ähneln.

Zuhause legen sich die Kinder auf das Sofa oder den Teppich – mit der VR-Brille wirkt es so, als lägen sie sich auf den Tisch des MRT. Das Spiel ist nach verschiedenen Schwierigkeitsgraden gestaffelt. Ziel ist es, den Kopf ruhig zu halten. Je länger sie das schaffen, desto mehr Elemente tauchen in der VR-Brille auf. Die Kinder sehen etwa einen Sternenhimmel, Einhörner kommen ins Bild. Sie können Mutsprüche lesen. Und auch der Lärmpegel nimmt immer mehr zu. „Über einige Wochen lernen die Kinder zu Hause auf diese Weise: Es passiert mir nichts, es ist völlig in Ordnung, still dazuliegen. Dadurch können wir den Kindern eine Narkose ersparen“, sagt Diehl. „Und das ist natürlich ein riesiger Vorteil.“

Dadurch können wir den Kindern eine Narkose ersparen.
Dr. Anke Diehl, Digital Change Managerin der UME, über ein VR-Spiel der Kinderklinik

2. OP-Ärzt*innen mit Informationen versorgen

Auch im Operationssaal gibt es inzwischen Virtual-Reality-Anwendungen, die mit Augmented Reality kombiniert werden. Auf diese Weise wird die sichtbare Welt mit digitalen Elementen per VR-Brille ergänzt.

Muss bei einer OP ein*e Krebspatient*in an den Lymphknoten unter der Achsel operiert werden, können die Ärztinnen und Ärzte die OP nicht nur über Audio- oder Videoaufnahmen dokumentieren. Sie können auch Ergebnisse von Voruntersuchungen in das Sichtfeld per Wischbewegung hineinprojizieren. Wurden beispielsweise bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung die Lymphknoten per Kontrastmittel markiert, kann das dabei entstandene Bild in der VR-Brille über die Achselhöhle der Patienten projiziert werden. Wird die Achselhöhle per Skalpell aufgeschnitten, verändert sich dabei zwar die Lage der Lymphknoten der Patienten, das überblendete Bild passt sich dieser Veränderung aber an. Anhand von Landmarks wie Ellbogen oder Schulter errechnet sich die Anwendung in Echtzeit, wie sich die Überblendung platzieren muss. Heißt: Selbst wenn der Patient oder die Patientin gedreht wird, bleibt die Projizierung sichtbar und hilft dem OP-Personal, genau zu arbeiten.

3. Medizinische Nachwuchskräfte anlernen

Anhand des Personals in der Klinik kann man ablesen, wie weit die UME auf dem Weg zum Smart Hospital vorangeschritten ist. Die Kardiologie der UME etwa beschäftigt eine Referentin für Virtual Reality, die VR-Anwendungen programmiert, damit junge Assistenzärzt*innen oder Studierende, die sich im letzten Studienjahr befinden, über VR kardiologische Untersuchungen üben können. Dabei können sie beispielsweise erfahren, was sie sehen, wenn sie ein Echo machen – also eine Untersuchung des Herzens per Ultraschall. Auch wenn im Rahmen einer Katheterangiographie Blutgefäße durch ein Kontrastmittel sichtbar gemacht werden, können die medizinischen Nachwuchskräfte üben, welche Befunde sie daraus für die Diagnostik ableiten können.

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