Gemeinsam für eine widerstandsfähige Stadt

Quartiere in Dortmund widerstandsfähiger gegenüber Hitze und Starkregen machen: Das haben vielfältige Akteur*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltungen, Politik sowie Bürger*innen im Projekt iResilience erprobt.

Juli 2021: Ein heftiges Starkregengebiet zieht über den Westen Deutschlands. Besonders betroffen sind Nordrhein-Westfalen sowie Rheinland-Pfalz. Noch heute beseitigen Anwohner*innen und Freiwillige die Schäden. Solche und weitere Katastrophen, ausgelöst durch Starkregen, Hitze oder Sturm, häufen sich. Grund dafür: der Klimawandel. Doch wie gelingt es, mit solchen Extremen umzugehen und die eigene Stadt widerstandsfähiger zu machen?

Anreize liefern nun die Ergebnisse des Forschungsprojekts iResilience. "Das Ziel von iResilience ist, Menschen in der Region zum Thema Klimabewusstsein zu sensibilisieren und mobilisieren, sie dazu anzuregen, Eigenvorsorge zu betreiben oder Projekte für eine größere Personengruppe anzutreiben", sagt Ann-Cathrin Welling, iResilience-Projektverantwortliche der Stadt Dortmund. Dazu arbeiten Wissenschaftler*innen seit 2018 eng mit Bürger*innen, Ehrenamtlichen aus Vereinen und Initiativen, Vertreter*innen sozialer Einrichtungen, Unternehmer*innen, Fachkräften sowie Verwaltung und Politik zusammen.   

Konkrete Maßnahmen in Dortmunder Pilotgebieten

So unterschiedlich die Dortmunder Akteur*innen sind, so unterschiedlich sehen nun die konkreten Maßnahmen aus. Da gibt es zum Beispiel Maßnahmen für die breitere Bevölkerung wie den Hitze-Knigge: ein Handbuch, das etwa Menschen ab 65 Jahren, Schwangeren oder Obdachlosen Tipps dafür gibt, wie sich diese Risikogruppen bei Hitze richtig verhalten. Außerdem haben Projektteilnehmer*innen eine Hotline eingerichtet, bei der sich Anwohner*innen mit Fragen zum Thema Hitze wenden können. Weitere Ergebnisse: Überflutungsvorsorge, Maßnahmen, um die Stadt grüner zu machen sowie eine Trinkwasser-Sprechstunde, bei der Dortmunder*innen sich Infos zum hiesigen Wasser einholen können.

Schutz vor Starkregen durch eine maßgeschneiderte Lösung

Neben den breitflächigen gibt es auch punktgenaue Lösungen. So hat zum Beispiel Dieter Schmidt, Hauseigentümer aus dem Dortmunder Norden, dank iResilience eine Sorge weniger. "Mein großer Innenhof, der auch an andere Mehrfamilienhäuser anschließt, war versiegelt und zubetoniert. Nach Starkregenfällen lief die Kanalisation über", sagt er. "Dass ich etwas unternehmen musste, wusste ich. Was ich allerdings nicht wusste war, was konkrete Maßnahmen sein könnten." Er kontaktierte nach dem Infoabend über das Projekt die Ansprechpartnerin der Stadt Dortmund und bekam Kontakte vermittelt. In einem Gespräch mit Wissenschaftler*innen, Ansprechpartner*innen der der Stadtverwaltung sowie einem Landschaftsarchitekten hatte er drei Lösungsvorschläge. Am Ende ließ er Teile der versiegelten Fläche aufreißen und eine Ablaufrinne mit Kiesbett einfügen. Die leitet nun die Wassermengen nach Regenfällen nicht mehr in die Kanalisation ab, sondern ins Grundwasser. Außerdem wird ein Teil in einer Wasserzisterne gespeichert, was Schmidt wiederum später verbrauchen kann, zum Beispiel bei der Gartenarbeit.

Ein Vorzeigeprojekt – auch für andere Städte

Schmidt ist ein Multiplikator und Netzwerker und macht ordentlich Werbung dafür, seine Heimatstadt grüner und widerstandsfähiger zu machen. "Solche engagierten und überzeugten Menschen sind Gold wert in einem solchen Projekt", sagt Ann-Cathrin Welling, die für Schmidt die Ansprechperson seitens der Stadt war. Mitsamt des iResilience-Teams fasst sie nun die Ergebnisse des Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Initiative Zukunftsstadt gefördert wurde, in einem Handbuch zusammen. Das dient als Grundlage für andere Städte, die in Sachen Klimawandel aktiv werden wollen. Auch gibt es ein Folgeprojekt. "Künftig gehen wir mit unseren Ergebnissen mit Cluj, einer Stadt in Rumänien, in den Austausch. Dort wollen wir Anknüpfungspunkte finden, um ein ähnliches Projekt mit dem Fokus auf bürgerschaftlich orientierte Klimaanpassung durchzuführen", sagt Welling. Ziel ist es, auch international von den Projektergebnissen zu profitieren.

Bild-Credits: 

Dieter Schmidt

Olaf Tampier, iResilience

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