Im Einsatz für die Rettungsrobotik

Mit Robotern Menschenleben retten: Daran forscht das Deutsche Rettungsrobotik Zentrum in Dortmund. Neben anderen Hochschulen aus dem Ruhrgebiet hat insbesondere die International School of Management zum Erfolg beigetragen.

Es war eine der schwersten Naturkatastrophen in Deutschland: Sintflutartige Regenfälle führten im Juli 2021 zu Überschwemmungen und verwüsteten ganze Landstriche. Die Wassermassen rissen Häuser, Straßen und Brücken mit sich. Für die anschließenden Aufräumarbeiten rückten Rettungskräfte aus ganz Deutschland an – darunter auch eine Task Force des Deutschen Rettungsrobotik Zentrums (DRZ) aus Dortmund. Federführend dabei: Mitglieder der Feuerwehr Dortmund. Sie steuerten Drohnen entlang von Abbruchkanten, die wegen Einsturzgefahr unzugänglich waren, um in Häusern, Kellern, Autos oder Schlamm nach Vermissten zu suchen. Außerdem erstellten die Hilfskräfte mit den Drohnenaufnahmen 3D-Modelle, die später der örtlichen Einsatzleitung bei der Lagebeurteilung halfen.

Retten, löschen, bergen: Roboter und Drohnen haben das Potenzial, Feuerwehr, Polizei und THW in ihren Einsätzen schwierige Aufgaben abzunehmen. Denn trotz Ausbildung, taktischer Konzepte und Schutzausrüstung werden weltweit jedes Jahr tausende Einsatzkräfte verletzt oder getötet. Drohnen helfen zum Beispiel, um sich einen Überblick zu verschaffen und Gefahren einzuschätzen. Roboter helfen, indem sie ferngesteuert in einsturzgefährdete Gebäude fahren. Dort können sie Türen öffnen, Treppen steigen und mit Kameras die Umgebung aufnehmen. Einsatzkräfte können dann weitere Schritte präzise und sicher planen.

Geballte Kompetenz für Rettungsrobotik im Ruhrgebiet

Expert*innen arbeiten stetig an neuen Rettungsrobotik-Technologien – so auch in Dortmund. Vertreter*innen aus Forschung, Wirtschaft und Feuerwehr haben sich hier 2018 im gemeinnützigen Verein DRZ zusammengetan. Gemeinsam forschen sie an Nothilfe-Technologien und entwickeln sie weiter. Insbesondere die Hochschullandschaft des Ruhrgebiets ist stark vertreten. Zu den forschenden Mitgliedern zählen die Technische Universität Dortmund, die Fachhochschule Dortmund, die Westfälische Hochschule sowie die Technische Hochschule Georg Agricola. Auch die International School of Management (ISM) ist Mitglied im Verein – und hat in den vergangenen vier Jahren den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Rettungsrobotik in Dortmund unterstützt, in das ein Labor mit angeschlossenem Versuchsgelände integriert ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Verbundprojekt von Ende 2018 bis Ende 2022 gefördert und auch die zweite vierjährige Förderphase wurde nun bewilligt.

Beim Projektstart gab es viel zu tun

Robinson Nittke hat das Projekt als wissenschaftlicher Mitarbeiter seit 2020 von Seiten der ISM betreut. "Anfangs gab es eine Website, aber das war alles relativ rudimentär", sagt er. "Wir haben alles von Null aufgebaut und mit unserer Arbeit dem Thema Rettungsrobotik in Deutschland erstmals einen Rahmen gegeben." Während der vierjährigen Förderphase war die ISM dafür zuständig, dass sich das Zentrum mit seinem Living Lab in Dortmund Bodelschwingh konzeptuell wirtschaftlich selbst trägt und langfristig etabliert.

Management-Einsatz durch die ISM

Nittke koordinierte alles, was auf der Management-Seite zu tun war. Dazu gehörte, konkrete Ziele des DRZ zu formulieren, Businessplan und Markenidentität aufzustellen sowie die strategische und operativen Kommunikations- und Marketingaktivitäten der Geschäftsführung zu formen. Außerdem ging es um den Aufbau des Living Labs. Die ISM half auch, Preismodelle für die unterschiedlichen Mitgliedschaftsformen zu entwickeln, damit sich der gemeinnützige Verein langfristig selbst tragen kann.

Koordinator im großen DRZ-Netzwerk

Um Antworten auf die Fragen rund um das Management zu finden, vernetzte sich Nittke mit den ISM-Professoren Kai Rommel und Arne Westermann. "Ich war der Vermittler zwischen den Professoren und den Vereinsmitgliedern, habe das Wissen gebündelt und an den richtigen Stellen eingebracht", sagt er. Businessplan, Markenidentität und Co sind fertig. Auch das Living Lab ist gebaut. Auf 1.300 Quadratmetern Innenfläche und 1.500 Quadratmetern Außengelände können Anwender*innen und Forschende in Dortmund Bodelschwingh Rettungsroboter und Drohnen testen.

Wissensmetropole Ruhr: gut vernetzt

"Das Ruhrgebiet ist der richtige Ort, um die Rettungsrobotik weiterzuentwickeln und in die Welt zu schicken", sagt Nittke. "Hier steckt viel Potenzial und Expertise." Auch die Vernetzung und das Miteinander der Vereinsmitglieder seien besonders stark. "Der Forschungsbereich ist oft als stark hierarchisch und konservativ verschrien. Bei diesem Projekt habe ich gemerkt, dass es wunderbar möglich ist, sich für die Gesellschaft einzusetzen und dabei ein lockeres Arbeitsumfeld zu haben, in dem man viel bewegen kann."

Mit dem Ende der ersten Förderphase ist die Arbeit des ISM-Teams abgeschlossen. "Unser Einsatz war ein voller Erfolg, schließlich hat das DRZ die zweite Förderung genehmigt bekommen", sagt Nittke. In dieser Phase geht es nun darum, das Zentrum und sein Angebot am Markt zu etablieren und die Weichen für einen standardisierten Einsatz von Rettungsrobotik zu stellen.

+++ Zur Person +++

Robinson Nittke hat Politikwissenschaften an der RWTH Aachen studiert. Sein Schwerpunkt: Sicherheitspolitik. Die Tätigkeit als Vermittler zwischen ISM und DRZ war sein erster Job nach dem Abschluss. Neben seiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter promoviert Robinson – ebenfalls zum Thema Rettungsrobotik. Dafür ist der 30-Jährige 2020 von Köln nach Dortmund gezogen. Ein großer Schritt für ihn, sagt er. "Die Leute in Dortmund haben Herz und ich kann sagen, dass ganz schön viel hinter der vielleicht etwas rauen Fassade steckt." 

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