Renée Tribble

Es sind die Menschen, die aus der Metropole Ruhr gemacht haben, was sie heute ist. Und es sind auch die Menschen, die das Ruhrgebiet von morgen gestalten. Ein Kopf der Transformation: Renée Tribble.

Geboren in Detroit in den USA, studiert in Weimar, promoviert in Hamburg, Professorin in Dortmund. Renée Tribble kennt allein aus ihrer persönlichen Vita die verschiedensten Städte. Dass sie sich auch beruflich mit Städtebau und Gestaltungsprozessen von Städten widmet, macht jede Zug-, Bus- oder Straßenbahnfahrt für sie zu einem Blick in die Seele einer Stadt: “Immer wenn ich aus dem Fenster schaue, dann kann ich die Prozesse und Hintergründe aber auch jeweiligen zeitlichen Stadtverständnisse ablesen”, sagt sie. Denn Städte sind nicht nur die Gebäude, Parks und Straßen, wie ihr Lieblingszitat sagt, das Augustinus zugeschrieben wird: “Städte bestehen nicht nur aus Straßen und Häusern – sondern aus Menschen und ihren Hoffnungen.”

Wie genau sie die Transformation in der Metropole Ruhr in ihrem Beruf mitgestaltet, hat uns Renée Tribble in einem Fragebogen verraten.

Meine Berufszeichnung lautet Professorin für Städtebau, Bauleitplanung und Stadtgestaltungsprozesse. Ich leite das gleichnamige Fachgebiet an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund. 

Ich beschäftige mich dabei mit den Grundlagen für die räumliche Gestaltung der Stadt und unserer Umwelt, sowie mit der Gestaltung von Prozessen, um dies gemeinschaftlich in einer diversen Gesellschaft zu tun. 

Transformation bedeutet für mich nicht nur Fortschritt und Veränderung, sondern tiefgehender Wandel. Man könnte auch Change sagen um zu einer nachhaltigen, inklusiven Stadt und einem sozial-gerechten, ökologischen und zukunftsfähigen Zusammenleben kommen. Ein bedeutender Faktor dabei ist, den Bestand und seinen Gebrauch als Ausgangspunkt zu verstehen – nicht nur als gebaute Ressource im Hinblick auf graue Energie, sondern auch als Raumressource für vielfältige soziale und kreative Prozesse. 

Ich gestalte die Transformation im Ruhrgebiet mit meiner Forschung, indem ich zum einen über partizipative Prozesse an der Schnittstelle zu künstlerisch urbaner Praxis forsche und zum anderen über kooperative Stadtentwicklung und Erneuerung. Für mich geht es darum, wie wir zu einem gemeinschaftlich getragenen Verständnis von Stadt kommen und was diese sein soll – um diese Ziele dann mit unterschiedlichen Akteuren breit getragen verfolgen und umsetzen zu können. Dafür sind frühzeitige, partizipative und auch künstlerische Prozesse ein wichtiger Schritt. An der Schnittstelle von Kunst und Kultur gibt es viele Möglichkeiten, die dieses gemeinsame Erarbeiten bereits offen, innovativ, kreativ und häufig inkludierend gestalten. Ich denke, hier liegt viel Potenzial für ein Anknüpfen und Übersetzen in Planungsprozesse. 

Transformation bedeutet für mich nicht nur Fortschritt und Veränderung, sondern tiefgehender Wandel.
Renée Tribble, Professorin für Städtebau, Bauleitplanung und Stadtgestaltungsprozesse an der TU Dortmund.

Die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen im Ruhrgebiet bedeutet für mich, sich mit spannenden Kollegen auszutauschen und unsere jeweiligen Stärken und Perspektiven zusammenzubringen. Mir ist es darüber hinaus auch wichtig, mit zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und Vereinen sowie Kommunen aus der Praxis zusammenzuarbeiten. Es gibt im Ruhrgebiet unglaublich viele und engagierte Akteure mit denen wir unser Wissen aus Forschung und Lehre “auf die Straße” bringen können. Im gegenseitigen Austausch können wir gemeinsam voneinander lernen und an realen Problemen arbeiten. So können wir aus den Universitäten hinaus Bodenhaftung generieren. 

Das Ruhrgebiet ist für mich unheimlich spannend. Zum einen bin ich fasziniert von der vollständig menschengemachten Landschaft. Das Ruhrgebiet befindet sich seit der Industrialisierung in Transformationsprozessen. Faszinierend sind natürlich auch die unglaublichen Ausmaße und Größe, die sich bis heute in den Hallen und undurchquerbaren Grundstücken zeigen. Es gibt im Prinzip sehr viele Raumressourcen durch die Industriekultur, für die vielleicht heute so langsam die Chance besteht sich in den Alltag einzuschreiben, mit den umgebenden Stadtteilen vernetzt zu werden und für die Gesellschaft zur Verfügung zu stehen. Dafür braucht es natürlich auch Prozesse und Konzepte, in denen Verantwortung geteilt werden kann und auch gelernt werden kann, Verantwortung zu übernehmen.  

Bilder: TU Dortmund, Felix Schmale, Uwe Grützner

Overlay schliessen