Nachhaltig durch die Stadt

Das Projekt-Team von "Smart City Sustainable Mobility", kurz SCiSusMob, erkundet, wie E-Scooter und andere leichte Elektrofahrzeuge den Stadtverkehr umweltverträglicher machen können.  

Welche Ziele hat das Projekt?

E-Roller, E-Bikes, E-Scooter: In den vergangenen Jahren ergänzen immer mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge, sogenannte Light Electric Vehicles (LEV), den Verkehr in Ballungsräumen. Oft als Sharing-Modelle angeboten, vermeiden sie CO2-Emissionen vor Ort. Aber sind sie im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auch ökologisch vorteilhaft, wenn man Produktion, Energiebedarf und Entsorgungsaufwand mitberücksichtigt? Wie können LEVs am nachhaltigsten aufgeladen werden: An festen Ladestationen? Oder durch dezentralen Austausch der Akkus? Wie können mehr Nutzer*innen für nachhaltige Verkehrsmodelle gewonnen werden? Das Smart City Projekt "Sustainable Mobility" (nachhaltige Mobilität) der Hochschule Bochum ermittelt dazu Daten, sucht Lösungen und setzt Praxisbeispiele in die Tat um.

Wie macht das Projekt die Metropole smarter?

"Es gibt verschiedene Definitionen davon, was ein Smart-City-Projekt ausmacht", sagt Nora Schelte vom Labor für Nachhaltigkeit in der Technik. "Dazu gehört die intelligente Erhebung, Verknüpfung und Nutzung digitaler Daten. Dazu gehört aber auch, dass die Technik den Menschen nutzt und ihre Lebensqualität steigert." Das Projektteam wolle herausfinden, wie nachhaltige Mobilitätsmodelle das Leben in der Stadt attraktiver machen könnten. Würden mehr Menschen die Sharing-LEV nutzen, führe dies zu weniger Verkehrslärm und besserer Luftqualität. Mittelfristig könne dies bei einem Teil der Bevölkerung zum Verzicht auf den Besitz eines eigenen Autos führen – ein Teil der Parkflächen könne dann für Grünflächen genutzt werden. "Alle diese Aspekte würden das Leben in der Großstadt angenehmer machen", sagt Schelte.

Die Zukunft der nachhaltigen urbanen Mobilität: Ein E-Roller wird an Solarladestation geladen. Foto:Hochschule Bochum, Ronja Frühe
Ein Lastenfahrrad auf dem Campus der Hochschule Bochum mit Akkuwechselstation und Solarstation. Foto: Hochschule Bochum, Ronja Frühe
Mit dem Lastenfahrrad wird der Akku eines E-Rollers auf dem Hochschulgelände gewechselt. Foto: Hochschule Bochum, Ronja Frühe

Was bewegt das Projekt?

"Die Zusammenarbeit im SciSusMob-Projekt dient dem Transfer wissenschaftlicher Ansätze zu tatsächlicher Nutzbarkeit", sagt Carsten Daldrup, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur und Liegenschaften bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra). "Die Ansätze können zukünftig integraler Bestandteil der Mobilität von Bürger*innen in lebenswerten Städten sein. Die Erforschung anwendungsnaher Ladelösungen mittels Solarenergie für öffentlich zugängliche, leichte elektrische Fahrzeuge ist ein Beispiel."

Die Ansätze können zukünftig integraler Bestandteil der Mobilität von Bürger*innen in lebenswerten Städten sein.
Carsten Daldrup, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur und Liegenschaften bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra)

Wie sind die Bürger*innen eingebunden?

Die Corona-Pandemie erschwerte die Einbindung von Bürger*innen. Die vor Ort an einer Ladestation geplanten Umfragen mussten online durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf des Projektes bis 2024 will das Projektteam die E-Mobility-Nutzer*innen zur Akzeptanz der verschiedenen Lademodelle befragen und mit ihnen in einem Reallabor erproben.

Wie ist der Stand des Projekts?

Zunächst hat das Projektteam die unterschiedlichen Geschäfts- und Betriebsmodelle der Betreiber*innen von Fahrzeug-, Batterie- und Energieversorgungssystemen analysiert und verglichen. "Positiv ist uns aufgefallen, dass viele Anbieter zum Laden der Akkus Ökostrom nutzen. Ein Unternehmen nutzt sogar Lastenfahrräder, um geladene Akkus zu den Fahrzeugen zu transportieren", berichtet Schelte. "Alle Modelle sind effizienter, als wenn Einzelpersonen mit fossil betriebenem Auto durch die Stadt fahren." In einem zweiten Teilprojekt von Ende 2022 bis 2024 will das Team aus den bisherigen Untersuchungen Best-Practice-Berichte erstellen. Bereits in der aktuellen Phase wurde auf dem Gelände der Stadtwerke Bochum eine LEV-Akkuwechselstation errichtet. Bis 2024 wollen die Beteiligten auch untersuchen, wie LEV-Nutzer*innen motiviert werden können, diese besonders umweltfreundlichen Ladeoptionen zu verwenden.

Wer ist beteiligt?

"Für unser Projekt ist es besonders wichtig, Unternehmen sowie die kommunale Seite einzubinden, die beide unterschiedliche Perspektiven auf die elektrischen Mobilitätsalternativen haben", sagt Schelte. Beteiligt sind unter anderem ein E-Roller-Hersteller, ein Spezialist für Akku-Infrastruktur, Unternehmen mit unterschiedlicher Mobilitäts- und Photovoltaik-Expertise sowie die Stadtwerke Bochum und Bogestra. "Auch das Interesse der Kommunen ist groß, wir sind außer mit Bochum auch mit anderen Städten der Metropole Ruhr im Gespräch", ergänzt Schelte.  

Titel-Foto: Hermann Straßberger

Overlay schliessen