"Von einer engeren Zusammenarbeit profitieren wir alle"

Vonovia-Chef Rolf Buch engagiert sich als Moderator des Initiativkreises Ruhr für eine wirtschaftlich starke, innovativere und klimafreundlichere Metropole Ruhr. Hier spricht er über vernetzte Start-ups, Bildungschancen und Bottrop als Vorbild für einen klimagerechten Stadtumbau.

Herr Buch, seit Anfang des Jahres sind Sie Moderator des Initiativkreises Ruhr. Was hat Sie bewegt, sich hier einzubringen? Wie verstehen Sie Ihre Aufgabe?

Es ist mir ein persönliches und wirtschaftliches Anliegen zugleich, mich in meinem Amt als Moderator des Initiativkreises Ruhr für das Ruhrgebiet einzusetzen: Ich bin in Essen aufgewachsen und habe daher eine enge Verbindung zur Region. Natürlich fühle ich mich auch in meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE mit Sitz in Bochum den Belangen der Region verpflichtet. Das Motto meines Co-Moderator Andreas Maurer und mir lautet: Verbinden, vernetzen, Zukunft gestalten. Wir möchten, dass der Initiativkreis Ruhr eine Plattform zum Austausch und zur konkreten Mitarbeit in Projekten wird, um für die Region relevante Themen voranzubringen. Von einer engeren Zusammenarbeit innerhalb des Ruhrgebiets profitieren wir am Ende alle.

Ein zentrales Projekt des Initiativkreises ist "InnovationCity Ruhr". Hier sollen innovative Ideen und Lösungen entwickelt werden, wie die Metropole Ruhr zum Vorreiter für Klimaschutz werden kann. Wie lässt sich das in einer Region erreichen, die so stark industriell geprägt ist wie das Ruhrgebiet?

Innovation City Ruhr ist vor zehn Jahren als Leitprojekt des Initiativkreises Ruhr an den Start gegangen, um in der Modellstadt Bottrop den CO2-Ausstoß zu halbieren. Damals hatte das Thema Klimaschutz bei Weitem noch nicht die Aufmerksamkeit, die es heute zum Glück endlich hat. Das Projekt war ein neuer Ansatz und es gab durchaus auch zweifelnde Stimmen. Umso schöner ist es, dass wir in diesem Jahr den erfolgreichen Abschluss feiern konnten – und den CO2-Ausstoß in der Tat halbiert haben. Inzwischen setzt Innovation City Ruhr die in Bottrop gewonnen Erkenntnisse zum klimagerechten Stadtumbau bundesweit bei Projekten ein. Wer hätte gedacht, dass man ausgerechnet vom Ruhrgebiet mal was in Sachen Klimaschutz lernen würde? Davon geht eine starke Botschaft aus: Wenn es die Industrieregion schlechthin schafft, schaffen andere es auch! Aus Innovation City ist tatsächlich ein Vorzeigeprojekt mit Strahlkraft für das Ruhrgebiet geworden.

Ein zentrales Projekt des Initiativkreises Ruhr: die Innovation City Ruhr
Auch die Gründerallianz Ruhr ist ein Projekt des Initiativkreises Ruhr. In ihrem Rahmen findet auch die Hands-on-Data-Conference statt. Dabei kommen Data-Start-ups, Unternehmen und Expert*innen zusammen.
Bei den TalentTagen Ruhr unterstützt der Initiativkreis Ruhr junge Menschen dabei, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken.

Viele Stimmen fordern, die nächste Bundesregierung müsse mehr für den Klimaschutz tun. Zugleich stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Unternehmen in Deutschland. Wie viel eigenes Engagement für den Klimaschutz ist über die gesetzlichen Vorgaben hinaus nötig?

Die Fragen des Klimaschutzes sind zu drängend, als dass sich auch nur irgendjemand in Deutschland der Verantwortung entziehen könnte. Ich sehe das aus unternehmerischer Sicht durchaus auch pragmatisch: Wenn ich mich als Unternehmer jetzt nicht auch den Themen wie Nachhaltigkeit oder Klimaschutz widme, fällt es mir früher oder später auf die Füße. Klimaschutz sollte als Selbstverständlichkeit immer mitgedacht werden. So haben wir es auch bei unserem neuen Leitprojekt Urbane Zukunft Ruhr vor. Ziel des Projektes ist es, den Duisburger Stadtteil Hochfeld zu „drehen“. Digitalisierung und Klimaschutz werden als Querschnitthemen bei allen Aktivitäten mitgedacht.

Ein weiteres wichtiges Projekt des Initiativkreises ist die Gründerallianz Ruhr. Ist das Ruhrgebiet ein guter Standort für Start-ups?

Sagen wir es mal so: Würde ich ein Start-up gründen wollen, würde ich meine ersten Gehversuche im Ruhrgebiet machen (lacht). Hier gibt es viele Menschen mit guten Ideen, jede Menge Hochschulen und zu guter Letzt auch eine Vielzahl an Unternehmen, die die Zusammenarbeit mit Start-ups schätzen. Ein Selbstläufer ist die Start-up Szene hier bei uns in der Region aber trotzdem noch nicht. Mit der Gründerallianz Ruhr wollen wir junge Unternehmer vernetzen, ihnen eine Plattform bieten und auch mit großen Unternehmen und damit potenziellen Kunden in Kontakt bringen. Hier leisten wir immer wieder Hilfestellung - vor allem durch Netzwerkformate. Vor kurzem haben wir zum Beispiel mit der „Hands on Data“ ein neues hybrides Veranstaltungsformat ins Leben gerufen. Daten sind für unser Ruhrgebiet ja so etwas wie die neue Kohle: Ein Rohmaterial mit sehr viel Potenzial – man muss nur wissen, wie man diesen Schatz hebt. So ist es mit Start-ups und ihren Ideen im Grunde auch.

Für eine Innovationsregion ist das konstruktive Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung wichtig. Funktioniert das im Ruhrgebiet?

Als Initiativkreis Ruhr ist es uns natürlich ein besonders wichtiges Anliegen, dieses Zusammenspiel zu fördern. Wir haben als Wirtschaftsbündnis mehr als 70 Mitglieder, darunter auch die Hochschulen. Bei Innovation City und auch bei unserem neuen Leitprojekt Urbane Zukunft Ruhr spielen Politik und Verwaltung eine wichtige, partnerschaftliche Rolle. Mit anderen Worten: Wir versuchen, alle Akteure immer wieder an einen Tisch zu bringen und dabei auch ganz konkret und konstruktiv mit der Einbindung in Projekte, die der Region dienen.

Rolf Buch (rechts) und Andreas Maurer, Senior Partner der Boston Consulting Group (BCG) und Co-Moderator von Buch im Initiativkreis Ruhr.

An dem vom Initiativkreis initiierten Projekt TalentMetropole Ruhr arbeiten mehr als 300 Partner*innen aus Wirtschaft, Gesellschaft und dem Bildungssystem zusammen. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Die TalentMetropole Ruhr ist unser Leitprojekt im Bereich Bildung. Hier bei uns im Ruhrgebiet leben so viele Menschen. Darin liegt ein enormes Potenzial! Wir möchten junge Menschen durch die Projekte der TalentMetropole Ruhr darin unterstützen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken. Es ist ja leider immer noch häufig so, dass die soziale Herkunft den weiteren Bildungsweg bestimmt. Die TalentMetropole Ruhr hat zum Ziel, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Begabungen und Interessen zu entdecken und so einen individuellen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Bei den TalentTagen Ruhr gibt es jedes Jahr innerhalb von wenigen Tagen rund 500 Veranstaltungen im ganzen Ruhrgebiet.: Angefangen bei Kindergärten über Schulen bis hin zu Unternehmen. Wir bringen also Kinder und junge Menschen mit Bildungseinrichtungen und möglichen Arbeitgebern gezielt in Kontakt – eine Win-Win-Situation für alle.

Der Initiativkreis Ruhr verfolgt auch soziale Anliegen. So soll ein Projekt die Lebensverhältnisse im sozial schwachen Stadtteil Duisburg-Hochfeld verbessern. Was genau planen Sie dort?

Wir wollen gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Menschen vor Ort herausfinden, wie wir die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort in Hochfeld verbessern können. Dabei richten wir den Scheinwerfer gleichzeitig auf alle drängenden Themen des urbanen Miteinanders: Bildung & Soziales, Wohnen & öffentlicher Raum sowie Mobilität. Das Projekt wird von Anfang an wissenschaftlich begleitet, um die Ergebnisse auf andere Quartiere übertragen zu können. Hochfeld soll so eine Blaupause für das ganze Ruhrgebiet werden.

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