Eine Liebeserklärung an den lokalen Handel

Die Plattform Ladenkumpel gibt lokalen Geschäften, Restaurants und Dienstleistern in Dortmund einen gemeinsamen Online-Auftritt. Kund*innen können so auch im Lockdown weiter im Laden um die Ecke einkaufen, nur eben im Netz. Initiator Ferdinand Grah hat die Plattform gemeinsam mit dem IT-Unternehmen itemis AG innerhalb weniger Tage aufgebaut und will damit den lokalen Handel auch nach Corona stärken. 

Es kann so einfach sein, Probleme zu lösen. Ferdinand Grah reichte fürs erste eine schlichte Liste und ein Appell bei Twitter. Damit unterstützte er die Bäckereien, Buchhandlungen und anderen Betriebe um die Ecke, die während der Corona-Pandemie besonders mit Umsatzeinbußen zu kämpfen hatten. Grah listete alle Läden auf, die ihm wichtig sind und die Lieferdienste anboten, teilte die Liste im Netz und bat die Dortmunder*innen, ihre Lieblingsläden dort einzutragen. "Kauft lokal", twitterte er.

Keine drei Wochen nach diesem Aufruf ist aus der Liste eine Online-Plattform geworden. Mehr als 50 Akteur*innen aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistung aus Dortmund haben auf diese Weise eine gemeinsame Online-Präsenz, Tendenz steigend, sagt der Initiator. Und auch wenn viele Läden inzwischen wieder geöffnet haben, kämen derzeit weniger Kundinnen und Kunden als noch vor dem Lockdown. Ausliefern zu können, bleibt für viele Läden weiterhin eine wichtige Einnahmequelle, erzählt Grah. "Wir freuen uns wie Bolle über jeden Laden, der durch Ladenkumpel einen Erfolg erzielt." 

Es steckt schon im Namen Ladenkumpel: Nicht nur brauchen die Läden Kunden - auch die Menschen vor Ort brauchen und wertschätzen die Läden um die Ecke.

Mehr als nur ein Lieferservice

Grah arbeitet als Innovationsberater, lehrt an Hochschulen in ganz Deutschland und ist in Dortmund gut vernetzt. Viele Dortmunder folgen seinem Aufruf. Deswegen wird seine Liste schnell immer länger. Dann hört er vom IT-Dienstleistung-Unternehmen itemis AG, mit dem Grah häufig zusammenarbeitet, dass sie Kurzarbeit eingeführt haben und Lust hätten, sich zu beschäftigen. Also entwickeln sie gemeinsam den Plan, die schlichte Liste zu einer Online-Plattform auszubauen. Ladenkumpel ist geboren. 

Der Name sagt es schon: Es geht nicht nur darum, dass die Läden Kund*innen brauchen. Es geht auch um die Kund*innen, die die Läden bei sich um die Ecke brauchen und wertschätzen. "Ladenkumpel ist eine Liebeserklärung an den lokalen Handel", sagt Ferdinand Grah.

Die Corona-Pandemie hat die Aufmerksamkeit zwar unter anderem auf das Gewerbe vor Ort gelenkt. Doch mit Corona hat das Projekt nur indirekt zu tun, sagt der Initiator. "Es geht um lokale Stärkung. Wir verstehen uns als Initiative, die auch in der Zukunft hilft." Es soll eine lange Liebe sein, eine lange gemeinsame Zukunft.

Es geht um Lokalkolorit: Aber das Prinzip Ladenkumpel ist auch auf andere Städte übertragbar.

Von Dortmundern. Für Dortmunder. Und andere.

Ladenkumpel ist ein Projekt von Dortmundern für Dortmunder. Dennoch: Das Konzept ließe sich auf andere Standorte übertragen. Lokalkolorit, sagt Grah, spiele bei Ladenkumpel aber eine entscheidende Rolle. Die Entwickler unterstützen gerne dabei, wenn sich Initiatoren finden, die ein ähnliches Angebot an einem anderen Ort im Ruhrgebiet oder darüber hinaus aufbauen wollen. "Es ist wichtig, dass es dann auch von Menschen vor Ort betrieben wird, die sich mit der Stadt auskennen und das Herzblut reinlegen", findet Ferdinand Grah.

Die itemis-Mitarbeiter und Grah selbst sind das beste Beispiel, dass da etwas dran ist. Ohne Herzblut hätten sie nicht auf eigene Rechnung gearbeitet und die Plattform innerhalb einer Woche aufsetzen können. „Wir haben über Ostern durchgearbeitet“, sagt Grah. "Und es hat großen Spaß gemacht." So wie es sich für ein echtes Herzensprojekt gehört. 

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