Zwischen Kokerei und Zukunftsgarten

Im Dortmunder Stadtteil Huckarde entsteht ein Energiecampus, auf dem Lösungen für die Energiewende entstehen sollen. Das Projekt setzt auch Maßstäbe für nachhaltiges Bauen.

Im Kampf gegen den Klimawandel muss der Energiesektor fossile Brennstoffe in wenigen Jahren durch erneuerbare Energiequellen ersetzen. Damit diese Transformation gelingt, müssen die Technologien zur Stromgewinnung, -speicherung und -verteilung in den kommenden Jahren optimiert werden. Ein neuer Forschungs- und Entwicklungsstandort dafür entsteht im Dortmunder Stadtteil Huckarde: "Der Energiecampus, den wir als Stadt gemeinsam mit Forschungsinstituten und Unternehmen entwickeln wollen, soll einer der führenden europäischen Standorte für Energietechnik und -distribution werden", sagt Horst-Günter Nehm, Kaufmännischer Leiter Sondervermögen "Verpachtung Technologiezentrum Dortmund" (TZDO). "Zugleich soll der Standort ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen werden." 

Treffpunkt für Forscher*innen und Start-up-Gründer*innen

Zurzeit laufen der städtebauliche Wettbewerb und die Erschließung des Areals, für die rund sieben Millionen Euro investiert werden. Der Campus soll zwei Megatrends zusammenführen: nachhaltige Umgestaltung des Energiesektors und Digitalisierung, die Lösungsansätze wie intelligente Netze erst möglich macht. Auch innovative Wasserstoff-Technologien sollen in Huckarde erforscht und entwickelt werden. "Die Region beheimatet große Energie-Unternehmen wie Amprion, RWE oder E.ON. Zugleich sind in jüngster Zeit viele Start-ups entstanden, die sich mit Energietechnik befassen und denen wir auf dem Energiecampus Wachstumschancen bieten", sagt Nehm. Im Frühjahr 2021 hatte Oberbürgermeister Thomas Westphal erklärt, was auf dem Energiecampus passieren soll: "Wir wollen in Huckarde das wachsende Geschehen an Start-ups und die Technologiezentren, die zu Energie forschen, zusammenbringen." Bis zu 2.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.

Bei der Planung des Energiecampus Huckarde wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, das 6,5 Hektar große Areal mit zwei angrenzenden Flächen zu verbinden: der ehemaligen Kokerei Hansa, die heute als Industriedenkmal Besucher*innen anlockt. Zum anderen mit dem Zukunftsgarten, der im Rahmen der Internationale Gartenausstellung IGA 2027 entsteht.
Bei der Planung des Energiecampus Huckarde wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, das 6,5 Hektar große Areal mit zwei angrenzenden Flächen zu verbinden: der ehemaligen Kokerei Hansa, die heute als Industriedenkmal Besucher*innen anlockt. Zum anderen mit dem Zukunftsgarten, der im Rahmen der Internationale Gartenausstellung IGA 2027 entsteht.
Bei der Planung des Energiecampus Huckarde wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, das 6,5 Hektar große Areal mit zwei angrenzenden Flächen zu verbinden: der ehemaligen Kokerei Hansa, die heute als Industriedenkmal Besucher*innen anlockt. Zum anderen mit dem Zukunftsgarten, der im Rahmen der Internationale Gartenausstellung IGA 2027 entsteht.

Neue Wege für Wasserstoff 

Investitionen in Höhe von rund 500 Millionen Euro könnten in den Standort fließen. Zu einem Teil sollen die von der öffentlichen Hand kommen, zum Beispiel für die Ansiedlung von Forschungsinstituten. Zusätzliche Investitionen erhofft sich Horst-Günter Nehm von Unternehmen, die sich im Umfeld der Institute niederlassen. "Ideal wäre es, wenn auf dem Energiecampus praxistaugliche Lösungsansätze für die Energieversorgung entwickelt werden, die wir heute schon nutzen können und die zukunftstauglich sind." Dazu könnten auch Übergangslösungen gehören, sagt Nehm. Beispiel: Grüner Wasserstoff, der zwar ein klimafreundlicher Energiespeicher und Brennstoff ist, für dessen Transport es aber noch keine Infrastruktur gibt. "In der Region gibt es sowohl Forschungsinstitute als auch Unternehmen, die an Lösungen arbeiten, wie wir Wasserstoff schneller verfügbar machen können – etwa durch sektorale Kopplung mit dem Gasnetz."

Ganzheitliches Energie- und Verkehrskonzept

Der städtebauliche Vorentwurf des Energiecampus skizziert ein ganzheitliches Energie- und Verkehrskonzept und setzt futuristisch wirkende Akzente. Ziel des Energiekonzeptes ist eine im Vergleich zu herkömmlicher Bauweise stark reduzierte CO2-Bilanz. Gebaut werden soll ressourcenschonend und energiebewusst. Photovoltaikanlagen auf Dachflächen tragen zur Stromversorgung bei. Die Menschen, die hier arbeiten, bewegen sich zu Fuß, per Fahrrad oder im autonomen E-Shuttle über den Campus Boulevard, der motorisierte Individualverkehr bleibt draußen. Besucher*innen werden im Empfangsgebäude "Helix", einem multifunktionalen Gebäude im Zentrum des Campus, von einem digitalen Concierge begrüßt. Das nachts von innen leuchtende Gebäude dient unter anderem als "Datenturm", in dem die hier angesiedelten Unternehmen ihre Daten speichern und austauschen können. Baumartige Objekte dienen als Energieerzeuger, Wasserspeicher, Schattenspender und Feinstaubfilter.

Wir wollen in Huckarde das wachsende Geschehen an Start-ups und die Technologiezentren, die zu Energie forschen, zusammenbringen.
Thomas Westphal, Oberbürgermeister Stadt Dortmund

Die Nachbarn: Kokerei Hansa und IGA-Zukunftsgarten

"Unser Entwurf sieht einen Campus mit hoher Aufenthaltsqualität vor, den einige architektonische Besonderheiten, wie die Helix, unverwechselbar machen", sagt Christian Falkenstein. Er ist Geschäftsführer der Falkenstein Kroll Ingenieure GbR aus Dortmund, die den Vorentwurf gemeinsam mit Fresi Architekten entwickelt hat. Bei der Planung wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, das 6,5 Hektar große Areal mit zwei angrenzenden Flächen zu verbinden. Zum einen die ehemalige Kokerei Hansa, die heute als Industriedenkmal Besucher*innen anlockt. Zum anderen entsteht für die Internationale Gartenausstellung IGA 2027 ein "Zukunftsgarten" mit dem Thema "Wie wollen wir morgen leben, wohnen und arbeiten?" Einige Antworten wird man dann wohl schon auf dem Energiecampus finden.

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