Mit smarten Pumpen das Klima schützen

Der Dortmunder Pumpenhersteller Wilo will bis 2025 komplett klimaneutral produzieren. Schon jetzt wurde der neue Produktionsstandort für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Ein Fußballstadion wie das des Fußball-Bundeligisten Borussia Dortmund mit seinen mehr als 80.000 Plätzen ist eine logistische Herausforderung – auch für die Wasserversorgung.  Von der Rasenheizung über die Sanitäranlagen bis zur VIP-Gastronomie sorgen Pumpen der Dortmunder Wilo-Gruppe dafür, dass alles im Fluss bleibt. Das 1872 als Metallwarenfabrik gegründete Unternehmen ist ein Beispiel für einen Traditionsbetrieb aus dem Ruhrgebiet, der es immer wieder geschafft hat, sich veränderten Anforderungen anzupassen und der sich durch kontinuierliche Innovation in seinem Markt zu einem Global Player entwickelt hat. Auch die zurzeit wohl größte Herausforderung, die Umstellung auf klimaverträgliche Herstellungsverfahren und Produkte, haben die Dortmunder angenommen. Offenbar mit Erfolg: Wilo wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet.

300 Millionen Euro für den neuen Standort

"Mit seinen innovativen und smarten Produkten gelingt es Wilo, große Mengen an Energie und Ressourcen einzusparen und leistet so einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Transformation einer energieintensiven Branche", hieß es in der Begründung der Jury. Seit 2015 hat der Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie seinen Energieverbrauch am Firmensitz in Dortmund nach eigenen Angaben bereits um 40 Prozent reduziert. Und Wilo geht noch weiter: Im Februar 2021 eröffnete das Unternehmen im Dortmunder Süden den 200.000 Quadratmeter großen Wilopark. Rund 300 Millionen Euro wurden in den Standort mit Produktentwicklung, Produktion, Kundenservicecenter und dem Bürogebäude "Pioneer Cube" investiert. Herzstück ist die voll digitalisierte "Smart Factory" im Industrie-4.0-Standard.

Unsere Produkte, Systeme und Lösungen tragen dazu bei, Menschen auf der ganzen Welt auf intelligente, effiziente und klimafreundliche Weise mit Wasser zu versorgen.
Oliver Hermes, CEO Wilo Gruppe

Klimaneutrale Produktion in Dortmund

Unter "smart" versteht Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender und CEO der Wilo Gruppe, "digital, intelligent, kommunikationsfähig, vernetzbar, ressourcenschonend." Den Wilo-Park kennzeichnen eine leistungsstarke Photovoltaik-Anlage und intelligente Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung in der Factory. Abwärme aus der Fabrik wird über eine sogenannte Versorgungsacht im Verwaltungsgebäude für die Heizung genutzt. Das Regenwasser wird auf dem gesamten Campus gesammelt und unter anderem für Kühlung genutzt. Der hohe Digitalisierungsgrad ermöglicht eine bedarfsgerechte Abstimmung und Steuerung von Wärme, Kälte, Wasser und Energie. Auch die Mitarbeiter*innen werden motiviert, beim Klimaschutz mitzuwirken, etwa durch Ladesäulen für E-Autos und -Bikes, Duschen für Radfahrer*innen und ÖPNV-Zuschuss. Zudem setzt Wilo auf Desk-Sharing und Homeoffice. Insgesamt hat das Unternehmen für den Wilopark die TÜV-Zertifizierung als „klimaneutrales Unternehmen am Standort Dortmund“ erhalten.

Die Metropole Ruhr hat das Potenzial zur Smart City

Die Investition in den Standort Dortmund sei keine emotionale oder ideelle gewesen, sondern eine "knallharte unternehmerische Entscheidung", betont CEO Hermes. Für den Standort spreche die Marktnähe zu allen Produktionsstandorten in Europa, die gute Infrastruktur, Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie die vielen Fachkräfte mit dem notwendigen Know-how. "Das Ruhrgebiet wird unterschätzt. Es hat das Potenzial, das größte smarte Stadtgebiet Europas zu werden", sagt der gebürtige Essener. Ziel müsse es sein, die Energiewende mit dem digitalen Wandel zu koppeln. Der Energie- und Industrieregion Metropole Ruhr biete sich die Chance, Vorreiter bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu werden, ist Hermes überzeugt. "Die Menschen im Revier haben immer bewiesen, dass sie gut mit Wandel umgehen können."

Das Ziel: komplett klimaneutral bis 2025

Nachhaltigkeit ist bei dem Traditionsbetrieb der Metropole Ruhr kein Trendthema, sondern fester Bestandteil der Unternehmensstrategie: Wilo versteht sich als Klimaschutz-Unternehmen. Der "Sustainability Council" unter der Leitung von CTO Georg Weber sorgt dafür, dass das Thema auf der Tagesordnung bleibt. Im Nachhaltigkeits-Rat sind alle relevanten Unternehmensbereiche – von der Forschung über Einkauf und Produktion bis zur Logistik – ebenso vertreten wie Mitarbeiter*innen von Ländergesellschaften, die ihre jeweiligen nationalen Anforderungen und individuellen Erfahrungen einbringen. Ein im Vergleich zu vielen anderen Industrieunternehmen sehr ehrgeiziges Ziel ist es, bis 2025 im ganzen Unternehmen klimaneutral zu produzieren. Dazu wurde zum Beispiel auch bei der Planung der drei neuen Produktionsstandorte in Indien, China und den USA auf Photovoltaik-Anlagen gesetzt.

Wilo steht zu den Nachhaltigkeitszielen der UNO

Wilo ist mit insgesamt knapp 8000 Mitarbeiter*innen und 70 Produktions- und Vertriebsgesellschaften in mehr als 90 Ländern weltweit vertreten und engagiert sich auch global für Nachhaltigkeit. 2020 wurde die Wilo Gruppe Teil der Initiative "50 Sustainability & Climate Leaders", der besonders klimafreundliche Unternehmen angehören. Bereits seit 2018 ist die Wilo Gruppe Teil des UN Global Compact. Die teilnehmenden Firmen bekennen sich zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Bis zum Jahr 2025 soll beispielsweise 100 Millionen Menschen ein besserer Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht werden. "Unsere Produkte, Systeme und Lösungen tragen dazu bei, Menschen auf der ganzen Welt auf intelligente, effiziente und klimafreundliche Weise mit Wasser zu versorgen", sagt CEO Hermes.

Wilo-Pumpen bei zu wenig und zu viel Wasser

Wie das ganz praktisch aussieht, zeigt zum Beispiel die solarbetriebene Bohrlochpumpe "Actun OPTI" von Wilo. Sie ermöglicht eine sichere Wasserversorgung in trockenen und nicht ans Stromnetz angeschlossenen Regionen. Ein Einsatzort ist das Jugenddorf der Baobab Children Foundation in Kissi. Im sonnigen Ghana ersetzt die Solar-Pumpe das Vorgängermodell, das einen hohen Benzinverbrauch hatte und häufig ausfiel. Auch in der indischen 25-Millionen-Metropole Mumbai kommen Wilo-Pumpen zum Einsatz. Um die gewaltigen Fluten des Sommermonsuns, der immer wieder zu katastrophalen Überschwemmungen geführt hatte, in den Griff zu bekommen, hat Mumbai Notfall-Pumpstationen eingerichtet. Sie sind mit 29 Wilo-Tauchmotorpumpen ausgerüstet, von denen jede sechs Meter hoch ist und 6.000 Liter Wasser abpumpen kann – pro Sekunde. Übrigens war Wilo auch zur Stelle, als das Sommerhochwasser 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verheerende Schäden anrichtete: Das Unternehmen spendete rund 50 Pumpen an lokale Feuerwehren.

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