Treu, geschickt und smart

Der Seeadler ist wieder in der Metropole Ruhr heimisch. Fünf Fakten über einen beeindruckenden Vogel, der fast schon ausgestorben war. 

Wie weit die Metropole Ruhr auf ihrem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt schon gekommen ist, zeigt die Rückkehr des Seeadlers in die Region. 2017, nach rund 200 Jahren Abwesenheit vom Ruhrgebiet, hat sich hier wieder ein Seeadler-Pärchen niedergelassen, im Naturschutzgebiet Bislicher Insel am Rhein. Nicht nur seine imposante Erscheinung am Himmel fasziniert die Menschen, er ist auch ein begnadeter Jäger und geschickter Nestbauer. Zwar hat sich der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten erholt, trotzdem ist das Überleben des Seeadlers ungewiss: Er kann nur dort existieren, wo die Natur weitgehend intakt ist.  

Gigantischer Gleiter  

Wenn der Seeadler majestätisch seine Bahnen durch den Himmel zieht, blicken die Menschen bewundernd zu ihm auf. In Mitteleuropa ist „Haliaeetus albicilla“ einer der größten Greifvögel und mit seinen breiten Flügeln, deren Schwungfedern er weit abspreizt, eine beeindruckende Erscheinung. Die etwas größeren Weibchen können eine Spannweite von bis zu zweieinhalb Metern erreichen. Der braun gefiederte Vogel mit weißen Schwanzfedern und gelbem Schnabel wird bis zu 40 Jahre alt. Sein Lebensraum sind Wälder in der Nähe von Küsten, Seen und Flüssen. Dort ernährt er sich von Fischen, Wasservögeln und Aas.  

Treuer Partner   

Ab einem Alter von etwa fünf Jahren sind Seeadler geschlechtsreif. Die Paarungszeit ist zwischen Januar und Februar. Dann können die beeindruckenden Balzflüge der Seeadler beobachtet werden, bei denen die Paare gemeinsam ihre Kreise ziehen und manchmal auch spielerisch aufeinanderstoßen. Seeadler sind treue Tiere, sie leben in Dauerehe zusammen und kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht der Brut. Im Alter von spätestens sechs Monaten verlassen die Jungtiere das Revier der Eltern und gehen auf Wanderschaft, um ein neues Revier zu finden.  

Geschickter Nestbauer 

In alten Bäumen errichten Seeadler gewaltige Horste aus Ästen, die sie mit Gras und Moos auskleiden. Neue Nester haben einen Durchmesser von etwa 1,5 Metern und eine Höhe von bis zu 80 Zentimetern. Gut gelegene Horste werden über Jahrzehnte genutzt und immer weiter ausgebaut. Sie können Durchmesser von zwei Metern und eine Höhe von bis zu fünf Metern erreichen. Werden die Paare in der Brutzeit gestört, zum Beispiel durch neugierige Menschen, kommt es vor, dass sie ihr Nest aufgeben.  

Intelligenter Jäger 

Seeadler nutzen sehr unterschiedliche Methoden, um an Nahrung zu gelangen. Für die Jagd nutzt er sogenannte Sitzwarten mit gutem Blick aufs Wasser, auf denen er stundenlang ausharrt, um dann blitzschnell loszuschlagen. Kleinere Fische greift er aus dem Wasser. Größere Fische hält er im Wasser fest, bis sie ermüden und er sie an Land ziehen kann. Im Winter lauert der Seeadler an Eislöchern, an denen Wasservögel nach Nahrung suchen. Durch wiederholte Angriffe – oft als Paar abwechselnd – werden sie immer wieder zum Abtauchen gezwungen, bis sie erschöpft sind und eine leichte Beute abgeben.  

Gefährdete Art  

Der Seeadler hat keine natürlichen Feinde, nur der Mensch wird ihm gefährlich. Zu den häufigsten Todesursachen gehören Zusammenstöße mit Windrädern oder Stromleitungen sowie Vergiftungen durch bleihaltige Munitionssplitter, die durch Aas aufgenommen werden. Im 20. Jahrhundert war der Seeadler in Europa fast ausgerottet, vor allem durch die Folgen des mittlerweile verbotenen Insektengifts DDT und weil industriell verunreinigtes Wasser ihm den Lebensraum nahm. Die Wasserqualität der Flüsse hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert. Das zeigt das Beispiel der Emscher, die rund 20 Kilometer vor der Bislicher Insel in den Rhein mündet. Früher als Abwasserkanal missbraucht, wird sie heute durch den Emscherumbau renaturiert. Dass sich eine anspruchsvolle Art wie der Seeadler im Ruhrgebiet niedergelassen hat, ist nicht zuletzt ein Erfolg der Naturschutz-Bemühungen und der wirtschaftlichen Transformation in der Region.  

Foto: RVR Ruhr Grün, Hachmeister

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