In dreieinhalb Minuten im Grünen

Eine Big-Data-Studie hat erstmals ermittelt, wie lange die Menschen in den deutschen Metropolregionen effektiv bis zur nächsten Grünfläche brauchen. Im Vergleich landet das Ruhrgebiet ganz vorne.

Wer wünscht sich das nicht: die Vorzüge einer Metropole genießen und zugleich in wenigen Minuten in der Natur sein können. Eine aktuelle Big-Data-Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hat nun erstmals untersucht, in welchen deutschen Ballungsgebieten Grünflächen besonders gut zu erreichen sind. Dazu hat das IW große Datenmengen ausgewertet und mit diesen ermittelt, wie lange Menschen in den Metropolen vom Arbeitsplatz sowie vom Wohnort aus durchschnittlich ins Grüne brauchen. Für beide Teiluntersuchungen gilt: Die Menschen in der Metropole Ruhr benötigen für den Weg zu den Grünflächen im Durchschnitt jeweils nur wenige Minuten. Im Metropolenvergleich erreicht das Ruhrgebiet damit eine Spitzenposition.

Erreichbarkeit von Grünflächen wichtiger Faktor für die Lebensqualität

Metropolen wurden in Bezug auf ihre Grünflächen bislang anhand statischer Daten verglichen. Es zählte zum Beispiel, wie groß der Anteil der grünen Flächen an der Gesamtfläche der Metropole ist. Doch die Aussagekraft solcher Statistiken ist begrenzt. Denn wenn diese Grünzonen ungleich verteilt sind, können sie nicht von allen Anwohner*innen gleich schnell erreicht werden. "Wie lange die Menschen effektiv brauchen, um ins Grüne zu kommen, wurde bisher nie ermittelt", sagt Hanno Kempermann, Geschäftsführer von IW Consult und Leiter der Studie. Der neue, vom IW entwickelte Work-Life-Green-Balance-Indikator (WLGB-Indikator) soll diese Lücke nun schließen. Dazu wurden umfangreiche Datensätze ausgewertet.

Deutsche Ballungszentren im Vergleich

Der WLGB-Indikator wurde für das Ruhrgebiet sowie für weitere sieben Metropolregionen ermittelt: Berlin-Brandenburg, Hamburg, München, Rhein-Main um Frankfurt, Rhein-Neckar um Mannheim, Rhein-Region um Köln sowie Stuttgart. "Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Metropole Ruhr im Gegensatz zum verbreiteten Klischee zu den grünsten Regionen Deutschlands zählt. Hier kann man im Grünen leben und arbeiten", sagt Kempermann.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Metropole Ruhr im Gegensatz zum verbreiteten Klischee zu den grünsten Regionen Deutschlands zählt.
Hanno Kempermann, Studienleiter und Geschäftsführer IW Consult

Ruhrgebiet und Rhein-Main-Region auf den Spitzenplätzen

Die Metropole Ruhr und das Rhein-Main-Gebiet schneiden in dem Vergleich am besten ab: Das Ruhrgebiet landet zweimal auf dem zweiten Rang, das Rhein-Main-Gebiet belegt einen ersten Platz (Work-Green) und einen dritten Platz (Life-Green). Berlin-Brandenburg belegt in beiden Teil-Indikatoren hintere Plätze.

Für das Ruhrgebiet bedeutet das konkret: 80 Prozent der Bevölkerung erreichen die nächste Grünfläche mit dem Fahrrad in weniger als dreieinhalb Minuten. Vom Arbeitsplatz ins Grüne (Work-Green) brauchen Menschen in der Metropole Ruhr im Durchschnitt 208,5 Sekunden. Vom Wohnort bis zur nächsten Grünfläche (Life-Green) sind es aus sind es sogar nur 181,7 Sekunden – gut drei Minuten.

Mit der IGA 2027 wird die Metropole Ruhr noch grüner

Die Metropole Ruhr setzt ihre Transformation zur grünsten Industrieregion der Welt damit fort. Die Internationale Gartenausstellung (IGA), die 2027 erstmals in der Metropole Ruhr stattfindet, soll dieser Transformation einen zusätzlichen Schub geben. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Frage, wie die Gesellschaft künftig leben, wohnen und arbeiten will. Damit wird die IGA einen Beitrag dazu leisten, wie diese drei wichtigen Bereiche zukunftsfähig gestaltet werde

Titelfoto: Jorg Greuel

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