Referentin für erneuerbare Gase

Ann-Christin Fleer beschäftigt sich beim Gastransporteur Open Grid Europe, kurz OGE, mit erneuerbaren Gasen. Insbesondere Wasserstoff ist groß im Kommen – und landet in Form von neuen Projektideen auf ihrem Schreibtisch. Wie sie sich beim Wasserstoffausbau in der Metropole Ruhr engagiert? Vier kurze Fragen und Antworten zu ihrem Zukunftsjob.

Du bist Referentin für erneuerbare Gase bei OGE. Was genau ist dabei deine Aufgabe?

Im Grunde mache ich einen technischen Machbarkeitscheck für Projektideen im Bereich erneuerbare Gase. Man könnte meine Berufsbezeichnung der Referentin auch gut in technische Expertin übersetzen, da ich mich mit der technischen Seite von erneuerbaren Gasen beschäftige. Mich interessiert dabei: Wie und mit welchen Techniken kann man diese herstellen? Wie kann man sie transportieren? Wer kann sie am Ende nutzen? Zusätzlich schaue ich mir an, welche neuen Herstellungsverfahren gerade entwickelt werden und wie wir diese an Kund*innen herantragen können. Auch halte ich mich auf dem Laufenden, was sich aktuell in der Forschungslandschaft zum Thema tut, gerade im Bereich Wasserstoff-Erzeugungstechniken.

In der Praxis sieht meine Arbeit dann wie folgt aus: Zum einen überlege ich mir ganz neue Projektideen. Unsere Abteilung wird intern auch mal ganz gerne die "Daniel-Düsentrieb-Abteilung" genannt, weil wir sehr frei und manchmal auch ein bisschen verrückter denken dürfen. Zum anderen mache ich mir Gedanken zu konkreteren Plänen. Schnappe ich etwa über die Medien auf, dass eine Firma eine Wasserstoff-Tankstelle bauen möchte, weil jetzt mehr Wasserstoff-Fahrzeuge fahren, beginne ich meine Analyse. Dann schaue ich, wo die Firma ihren Marktbereich ausbauen möchte. Soll das in Nord- oder Süddeutschland passieren, oder passenderweise im Netzgebiet der OGE? Falls letzteres der Fall ist, kontaktiere ich die Firma und frage nach: Wie viele Tankstellen plant ihr und wo sollen die ungefähr hin? Kommt es in Frage, das OGE-Netz zu nutzen, geht’s weiter. Dann bekommt das Ganze einen Projektnamen und ich übergebe es Kolleg*innen, die ein technisches Projekt daraus machen.

Welche Ausbildung braucht man für deinen Beruf?

Ich habe Umwelttechnik in Bochum studiert. Ein bisschen Umwelt, ein bisschen Technik – das hörte sich für mich richtig an. Schnell stellte sich heraus: Das war ein Glücksgriff. Nicht nur gab es viele coole Leute in meinem Studiengang, auch habe ich durch das Erlernte die ganze Umwelt nochmal anders wahrgenommen. Vorher habe ich irgendwo Hochspannungsmasten gesehen, da wusste ich noch nicht einmal unbedingt, dass die Hochspannungsmasten heißen – geschweige denn, was Hochspannung ist. Und auf einmal erschlossen sich mir diese Dinge, ich wusste Bescheid. Neben Umwelttechnik habe ich noch Maschinenbau studiert. Dadurch konnte ich nochmal in anderen Bereichen tiefer in die Themen schauen. Am Ende habe ich also zwei Abschlüsse gemacht.

Als ich während des Studiums als Hilfswissenschaftlerin am Lehrstuhl für Thermodynamik gearbeitet habe, lernte ich über die Doktoranden, wie eine Doktorarbeit abläuft und was man da inhaltlich machen kann. Das war ein entscheidender Faktor, warum ich mich nach dem Studium dafür entschieden habe, auch zu promovieren. 2019 habe ich die Promotion abgeschlossen und mich danach bei der OGE beworben. Nun bin ich seit eineinhalb Jahren dabei und jeden Tag aufs Neue begeistert von meinen Tätigkeiten.

+++ Zur Person +++

Ann-Christin Fleer ist in Mainz aufgewachsen und in den frühen 2010er-Jahren ins Ruhrgebiet gezogen. Seitdem schätzt sie die die lockeren und "immer zufrieden scheinenden Menschen", wie sie sagt, sehr. Auch die Jogginghose beim Gang zum Bäcker, die Schrebergärten, das viele Grün sowie das große kulturelle Angebot will sie nicht mehr missen.

Unsere Abteilung wird intern auch mal ganz gerne die "Daniel-Düsentrieb-Abteilung" genannt, weil wir sehr frei und manchmal auch ein bisschen verrückter denken dürfen.
Ann-Christin Fleer, Referentin für erneuerbare Gase bei OGE

Seit wann gibt es deinen Job bei OGE?

Ich selbst habe den Job 2019 begonnen. Mein Kollege, der eine sehr ähnliche Stellenbeschreibung hat wie ich, hat ein Jahr vor mir angefangen. In dem Zeitraum meiner Einstellung hat OGE einen Rundumschlag gemacht, was Jobs in der Wasserstoff-, Nachhaltigkeits- und Digitalisierungs-Welt angeht.

Was macht das Ruhrgebiet für dich besonders?

Als ich hier neu herkam, fiel mir auf, wie viel Beton es hier gibt. Gefühlt sind 80 Prozent des deutschen Betons im Ruhrgebiet gelandet. Auf den zweiten Blick habe ich allerdings festgestellt, wie grün es hier ist. Die Metropole hat echt viele schöne Ecken – man muss nur wissen, wo. Fahrradfahren bietet sich hier an, die Städte sind durch Trassen gut miteinander verbunden. Oder man fährt einfach mit dem Bus an den See oder in den Wald. Neben diesen Möglichkeiten gibt’s weitere grüne Oasen, nämlich liebevoll gestaltete Schrebergärten. Das Konzept kannte ich vorher nicht. Die Leute zu sehen, die ihr Gärtner*innenherz öffnen und Obstbäume pflanzen und Gemüse anbauen. Toll. Am coolsten finde im Ruhrgebiet aber die Leute. Wie entspannt die hier alle sind! Hier können alle sein, wie sie wollen. Niemand wird optisch in eine Schublade gesteckt. Alle sind sehr offen, und das schätze ich total. Ich glaube, das gibt es in wenig anderen Regionen Deutschlands. Außerdem gehen sie offener mit Veränderungen um. Die Menschen hier sind eben daran gewöhnt, dass sich etwas wandelt – schließlich ist seit der Kohlezeit gefühlt alle fünf Jahre etwas neu und anders. Das kann man übrigens in vielen tollen Museen über die Geschichte der Region lernen.

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Open Grid Europe (OGE) ist einer der führenden Gastransporteure in Europa mit einem Fernleitungsnetz von rund 12.000 Kilometern Länge, in dem heute Erdgas und zukünftig grünes Gas und Wasserstoff transportiert werden. Rund 1.450 Mitarbeitende aus Vertrieb, Dispatching, Dienstleistung und technischer Infrastruktur gestalten jeden Tag die Energiewende mit.

Fotos: OGE

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