Eine aktuelle Studie zeigt: Die Metropole Ruhr besitzt eine Vielzahl von Potentialen, um zur grünsten Industrieregion der Welt zu werden. Wir erklären und zeigen sieben davon auf.
Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hat in einer aktuellen Studie erstmals ermittelt, was eine nachhaltige Industrieregion auszeichnet. Sieben Handlungsfelder und 35 Einzelindikatoren sind dafür ausschlaggebend.
Die gute Nachricht für die Metropole Ruhr: In vielen Indikatoren hat die Region Vorreiter-Potenzial.
Als Ausgangspunkt für die politische Diskussion darüber, wie wir die klimagerechte Transformation gestalten wollen, hat das Wuppertal Institut Schlüsselmaßnahmen aufgezeigt, mit der die Transformation der Metropole Ruhr zu einer grünen Industrieregion beschleunigt werden kann.
Unter anderem diese sieben Vorzeige-Maßnahmen, die das Ruhrgebiet schon heute zu einer Vorreiter-Region machen.
Bislang ist die Herstellung von Stahl mit starken klimaschädlichen Emissionen verbunden. Das innovative Direktreduktionsverfahren ist dagegen nahezu emissionsfrei, sofern dafür „grüner“ (durch erneuerbare Energie gewonnener) Wasserstoff verwendet wird. Die im Ruhrgebiet ansässigen Stahlunternehmen arbeiten bereits an der neuen Technik und benötigen perspektivisch sehr große Wasserstoffmengen. Hierfür sollten die bestehenden Wasserstoff-Pipelines in der Metropole Ruhr zügig ausgebaut werden.
Die Metropole Ruhr hat einen vergleichsweisen hohen Anteil an Mietwohnungen. Ein hohes Potenzial haben hier deshalb „Balkonkraftwerke“: kleine Photovoltaikanlagen an Balkongeländern, die durch Förderung gezielt ausgebaut werden sollten. Das Wuppertal Institut schätzt, dass bei einer ambitionierten Umsetzung dieses Vorhabens rund 800 Megawatt Photovoltaikleistung zusätzlich installiert werden könnten. Das entspräche in etwa einer Verdoppelung der aktuell installierten Leistung.
Der Ausbau des Fahrradverkehrs durch schnelle und störungsfreie Verbindungen ist ein wichtiger Baustein zur Reduktion von CO2-Emissionen im Verkehr. Der rund 100 Kilometer lange Radschnellweg Ruhr (RS1) ist bereits im Bau – und sollte nach einem Vorschlag des Wuppertal Instituts bis zum Jahr 2035 um den Faktor 10 gesteigert und zu einem flächenhaften 1000-Kilometer-Radschnellwegenetz ausgebaut werden. Um dieses Ziel zügig, kosteneffizient und wirkungsvoll zu erreichen, sollten auch bestehende Verkehrsinfrastrukturen genutzt werden, vor allem durch die Umwidmung von Fahrspuren auf Hauptverkehrsstraßen für den Radverkehr auch auf kommunalen Gebieten.
Industrie und Entsorgungssektor sollten sich in Richtung einer Kreislaufwirtschaft entwickeln, in der die Vermeidung von Rückständen und deren Wiederverwertung hohe Priorität haben. Dies gilt insbesondere für Kunststoffabfälle, die in ihre chemischen Bestandteile zerlegt werden, um als Grundstoff für neue Kunststoffe zu dienen. Innovativer 3D-Druck ermöglicht abfallarme Herstellungsverfahren. Die Metropole Ruhr hat hier ein hohes Potenzial, das zielstrebig ausgebaut werden sollte.
Umweltfreundliche Antriebssysteme reduzieren die gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid-Emissionen. Nach dem Beschluss der Landesregierung sollen in Nordrhein-Westfalen bis 2030 unter anderem 1.000 Abfallsammler und 3.800 ÖPNV-Busse mit klimafreundlicher Brennstoffzellen-Technik neu unterwegs sein. Im Bereich Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik verfügt die Metropole Ruhr dafür bereits jetzt über hohe Kompetenzen, die verstärkt gefördert werden sollten.
Überdüngung und eingebrachte Pflanzenschutzmittel gefährden Flora und Fauna in Flüssen und Seen. Wirksame Maßnahmen gegen Gewässerbelastungen aus der Landwirtschaft sind insbesondere eine deutlich verringerte Düngegabe und die Einhaltung von Abstandsflächen zu Gewässern. Die Metropole Ruhr und das Land NRW sollten daher darauf hinwirken, dass Beratungs- und Förderangebote für Agrarumweltmaßnahmen intensiviert und der Anteil des ökologischen Landbaus gesteigert wird.
Ein ruhrgebietsweiter Wettbewerb, der das Ziel verfolgt, Stadtgrün in quantitativer wie qualitativer Hinsicht zu fördern, wäre ein Beitrag zu einer noch lebenswerteren Metropole Ruhr. Der Wettbewerb sollte kurzfristig umgesetzt werden und ambitionierte Ziele verfolgen – etwa, dass bis 2030 alle geeigneten kommunalen Gebäude über Dach- und Fassadenbegrünungen verfügen. Ebenso sollten in den Wettbewerbsstadtteilen dann kleinere Grünflächen in einem Radius von 150 Meter erreichbar sein.