Wasserstoff-Ökosystem im Duisburger Hafen

Vom Ruhrgebiet nach ganz Europa: Das US-Unternehmen für Brennstoffzellentechnologie Plug Power treibt im Duisburger Freihafen die Wasserstoffwirtschaft voran.

Auf dem Gelände fahren wasserstoffbetriebene Gabelstapler, in technischen Labors entwickeln und reparieren H2-Expert*innen Komponenten für Brennstoffzellensysteme: Auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern mitten im Duisburger Freihafen befindet sich das europäische Service- und Logistikzentrum von Plug Power (kurz: Plug). Im Frühjahr 2022 hat sich der Wasserstoffspezialist aus den USA im Ruhrgebiet niedergelassen.

"Unser Ziel ist es, die treibende Kraft für grünen Wasserstoff in Europa zu werden und damit die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben", sagt Robert Zalinski, Director of Services for Europe bei Plug. Von Duisburg aus koordinieren er und sein Team die europäischen Aktivitäten. Das Unternehmen entwickelt und produziert Brennstoffzellen für Anwendungen in der Elektromobilität oder stationären Stromversorgung. Die Brennstoffzellen kommen beispielsweise in Flurförderfahrzeugen wie Gabelstaplern zum Einsatz und ersetzen Blei-Säure- oder Lithium-Ionen-Batterien. Plug beliefert seine Kund*innen zudem mit grünem Wasserstoff. Zu den bekanntesten Abnehmer*innen in den USA gehören die Handelsriesen Walmart und Amazon.

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Die Wasserstoff-Brennstoffzelle

Eine Wasserstoff-Brennstoffzelle nutzt die chemische Energie des Wasserstoffs, um Strom zu erzeugen. Der Brennstoff Wasserstoff wird kontinuierlich zugeführt und reagiert mit dem Oxidationsmittel Sauerstoff. Es handelt sich um eine umweltfreundliche Energieform, sofern dabei grüner Wasserstoff verwendet wird. Die einzigen Produkte der Energieerzeugung sind Strom, Wärme und Wasser. Es werden weder Kohlendioxidemissionen noch andere Schadstoffe in die Atmosphäre abgegeben.

Um die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu ermöglichen, hat der Konzern in den vergangenen Jahren sein Kerngeschäft erweitert und ein ganzes Wasserstoff-Ökosystem aufgebaut. "Plug hat sich vom Komponentenhersteller für Brennstoffzellen zu einem Lösungsanbieter entwickelt", sagt Zalinski. "Wir liefern nicht nur die Brennstoffzelle oder den grünen Wasserstoff, sondern stellen unseren Kund*innen die gesamte Infrastruktur zur Verfügung – mit Tank, Tankstelle und Kompressoren."

Das Ziel: Eine Elektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstroff

Mit der Eröffnung der Service- und Logistikzentrale will Plug sein Wasserstoff-Ökosystem nun auch in Duisburg abbilden. Der Standort umfasst ein Zentrum für Überwachung, Diagnose und technischen Support, ein Logistikzentrum, Schulungsräume sowie eine Elektrolyseur-Infrastruktur. In der eigenen Logistik setzt das Unternehmen bereits auf grünen Wasserstoff. Auf dem Gelände sind Gabelstapler mit Brennstoffzellentechnologie im Einsatz, die innerhalb von 90 Sekunden mit Wasserstoff betankt werden können. Außerdem nutzt das Unternehmen einen wasserstoffbetriebenen Transporter der Firma Hyvia – ein Joint Venture, das Plug gemeinsam mit dem französischen Automobilhersteller Renault betreibt.

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Was ist ein Joint Venture?

Ein Joint Venture ist ein Unternehmen, das zwei oder mehrere voneinander unabhängige Unternehmen für ein gemeinsames Projekt gründen. Die Partner*innen-Unternehmen beteiligen sich jeweils mit Kapital und Know-how. Sie übernehmen anfallende Aufgaben gemeinsam und tragen das finanzielle Risiko zusammen.

Das nächste große Ziel in Duisburg ist der Bau einer Elektrolyseanlage, um eigenen Wasserstoff aus Ökostrom zu produzieren. "Im Jahr 2024 sind wir so weit, dass wir unseren eigenen grünen Wasserstoff liefern und nutzen können – für den Eigenbedarf, für Pilotprojekte und wo immer er gebraucht wird", sagt Zalinski. Derzeit stehe noch die Genehmigung der Bezirksregierung aus. Dann soll es mit der Umsetzung losgehen.

Das Ruhrgebiet hat viele Standortvorteile

Bei der Suche nach einem geeigneten Standort für die Europazentrale entschied sich der Konzern nicht ohne Grund für Duisburg. "Die Standortsuche hat Ende 2020 begonnen und zu diesem Zeitpunkt hatte Nordrhein-Westfalen bereits eine Wasserstoff-Roadmap", erzählt Zalinski. Die Strategie enthält Ziele und Schritte für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in NRW. Vor allem im Ruhrgebiet ist viel Wissen und Erfahrung vorhanden. "Wir haben hier zahlreiche Hochschulen, Forschungszentren und Institute wie das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik, mit dem wir eng zusammenarbeiten", erklärt der Wasserstoff-Experte.

Ein besonderer Dreh- und Angelpunkt bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft ist der Duisburger Hafen. Als größter Binnenhafen der Welt führen die Wasserwege in alle Länder. "Duisburg befindet sich im Herzen Europas", sagt Zalinski. "Wir haben hier eine Freihandelszone, in der Plug theoretisch alle Seefrachten auf dem Wasserweg empfangen könnte."

Zudem generiere das Ruhrgebiet durch seine Hochschuldichte Arbeitskräfte und Nachwuchstalente. Aber auch für Fachkräfte außerhalb der Region scheint die Metropole Ruhr attraktiv zu sein. "Einer unserer Mitarbeiter ist kürzlich von Leipzig nach Duisburg gezogen. Wir haben aber auch Mitarbeitende, die aus dem europäischen Ausland ins Ruhrgebiet gekommen sind", sagt Zalinski. Das Unternehmen initiiere regelmäßig Aktionen, um die Belegschaft zusammenzubringen und neuen Mitarbeitenden das Ankommen zu erleichtern. In den nächsten Jahren will Plug weiterwachsen und selbst Fachkräfte ausbilden.

Die Vorzüge des Ruhrgebiets möchte Robert Zalinski als gebürtiger Ruhrgebietler nicht missen: "Das Ruhrgebiet hat alles, was man zum Leben, Genießen und Spaß haben braucht. Die Offenheit und Multikulturalität des Ruhrgebiets schätze ich sehr", sagt Zalinski.

+++ ZUR PERSON +++

Robert Zalinski ist Director of Services for Europe bei Plug Power. Am Standort Duisburg koordiniert er die europäischen Aktivitäten des US-amerikanischen Unternehmens. Aufgewachsen im Ruhrgebiet, begann er seine Karriere bei Plug im Jahr 2015 als Regional Service Manager. Zwischen 2017 bis 2020 war er für eine andere Firma tätig, bevor er 2020 zu Plug zurückkehrte.

Das Unternehmen

Plug Power

Plug Power ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das Wasserstoff-Brennstoffzellensysteme entwickelt und herstellt. Das Unternehmen bietet Komplettlösungen für Anwendungen im Materialtransport und in der stationären Stromversorgung an. Außerdem beliefert Plug seine Kund*innen mit Wasserstoff und entwickelt Anlagen zur Speicherung sowie Abfüllung von Wasserstoff. Zu den größten Kund*innen gehören Walmart und Amazon. Plug wurde 1997 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Latham im Bundesstaat New York. In den letzten Jahren hat das Unternehmen seine Aktivitäten in Europa ausgeweitet. 2021 wurde die Europazentrale im Duisburger Freihafen eröffnet.

Bilder: Plug Power

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