Peng Wu

Es sind die Menschen, die aus der Metropole Ruhr gemacht haben, was sie heute ist. Und es sind auch die Menschen, die das Ruhrgebiet von morgen gestalten. Ein Kopf der Transformation: Peng Wu.

Die Wissenschaft hat Peng Wu einmal um die halbe Welt geführt: Von China über Dänemark und die USA bis nach Deutschland. Der 37-Jährige wurde während seiner akademischen Laufbahn von einigen der klügsten Köpfe auf seinem wissenschaftlichen Gebiet betreut. Heute forscht Peng Wu am Max-Planck-Institut in Dortmund.

Wie genau er die Transformation in der Metropole Ruhr in seinem Beruf mitgestaltet, hat uns Peng Wu in einem Fragebogen verraten.

Meine Berufsbezeichnung lautet Gruppenleiter der Chemischen Biologie im Zentrum für Chemische Genomik des Max-Planck-Instituts für Molekulare Physiologie. Ich bin also ein Wissenschaftler, ein Chemiker und ein Halb-Biologe.

Für mich bedeutet Transformation, ehrlich mit dem Unbekannten umzugehen und offen für alle Möglichkeiten zu sein. Nicht zuzulassen, dass vorhandenes Wissen die Neugier einschränkt.
Peng Wu, Gruppenleiter der Chemischen Biologie im Zentrum für Chemische Genomik des Max-Planck-Instituts für Molekulare Physiologie in Dortmund.

Ich beschäftige mich mit interdisziplinärer Forschung an der Schnittstelle zwischen Chemie, Biologie und der Entdeckung neuer Wirkstoffe. Genauer gesagt liegt der Forschungsschwerpunkt meiner Gruppe auf der Untersuchung und Modulation von Protein-RNA-Wechselwirkungen mit kleinen Molekülen. RNA steht für Ribonukleinsäure und ist viel mehr als nur Überträger der genetischen Information von der DNA auf Proteine. Denn Protein-RNA-Wechselwirkungen regulieren viele essentielle Prozesse im Körper. Ihre Erforschung trägt dazu bei, dass "zentrale Dogma des Lebens" vollständig zu entschlüsseln. Kleine Moleküle, die krankheitsassoziierte RNA und RNA-bindende Proteine binden und modulieren, sind daher nicht nur wertvolle Werkzeuge, um diese Ebene dieses wenig erforschten biologischen Raums zu untersuchen – sie sind auch potenzielle therapeutische Kandidaten für die Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs, Virusinfektionen und neurodegenerative Erkrankungen. Eines dieser RNA-bindenden Proteine, die wir in den letzten vier Jahren untersucht haben, ist beispielsweise ein wichtiges antivirales Protein der angeborenen Immunantwort des Menschen. Bei Infektionen mit Viren wie SARS-CoV-2 erkennt es virale RNA und baut sie ab.

Am spannendsten an meiner Forschung finde ich die Verbindung von grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen mit konkreten Anwendungen, die einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft haben können. Das Gefühl der Freude, wenn man im Labor zufällig auf unerwartete Ergebnisse stößt, ist unschlagbar. Die Entdeckung erstklassiger kleiner Moleküle oder die experimentelle Bestätigung einer Idee nach wiederholten Fehlschlägen – das bedeutet für mich unvergleichliche Befriedigung!

Für mich bedeutet Transformation, ehrlich mit dem Unbekannten umzugehen und offen für alle Möglichkeiten zu sein. Nicht zuzulassen, dass vorhandenes Wissen die Neugier einschränkt. Auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft und der Gesellschaft zu hören. Neugierig und interessiert zu bleiben. Und ständig von den Menschen um mich herum zu lernen: von meinen Mentor*innen, Kolleg*innen, Mitarbeitenden und zukünftigen Studierenden, mit denen ich arbeite.

Peng Wu ist Gruppenleiter der Chemischen Biologie im Zentrum für Chemische Genomik des Max-Planck-Instituts für Molekulare Physiologie. Bild: MPI für molekulare Physiologie

Ich gestalte die Transformation (im Ruhrgebiet) mit meiner Forschung mit, indem ich mich auf herausfordernde Themen der Spitzenforschung konzentriere, für die nur wenige chemische Substanzen und Methoden zur Verfügung stehen. Außerdem bilde ich die junge Generation von Studierenden aus, inspiriere sie und fördere den Austausch mit Kolleg*innen – in den Nachbarstädten des Ruhrgebiets, aber auch über Deutschland und Europa hinaus.

Ohne die Forschung an meinem Institut würde ein wichtiger Teil der Arbeit fehlen, der die verschiedenen biologischen Wissenschaften mit der Schönheit der Chemie verbindet. Das Konzept, das weit verbreitete chemische Wissen zu nutzen, um biologische Fragen zu erkennen und zu lösen, würde international nicht so geschätzt werden, wie es heute der Fall ist. Viele kleine Moleküle, die in Syntheselabors hergestellt werden, würden ihr Schicksal in stillen Regalen fristen, anstatt mit Biomakromolekülen wie Proteinen und Nukleinsäuren in Zellen zu "tanzen". Kurz gesagt: Der verborgene biologische Raum, der mit dem bekannten chemischen Raum verbunden ist, würde unentdeckt bleiben.

Die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Instituten im Ruhrgebiet bedeutet für mich, synergetisch zu arbeiten und die Expertise, Erfahrung, Infrastruktur und das Personal des jeweils anderen zu nutzen. Es ist inspirierend, Kolleg*innen in benachbarten Laboren, Instituten und Städten zu treffen und mich von ihrer wissenschaftlichen Arbeit beeindrucken zu lassen. Für die Stadt Dortmund und das Ruhrgebiet sind es die hier lebenden Menschen, die diese Region zu einem lebenswerten Umfeld machen.

Für mich ist das Ruhrgebiet die Schnittstelle zwischen historischem Erbe und Zukunftsversprechen, wo täglich innovative wissenschaftliche Erkenntnisse entdeckt und spannende, neue Kapitel geschrieben werden. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, meine Forscherkarriere in der pulsierenden Region Ruhrgebiet begonnen zu haben – und nun verwirklichen zu können!

Header-Bild: MPI für molekulare Physiologie

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